Im Grunde handelt es sich um einen postkolonialen Roman …
Der Krimiplot – es geht um zwei Morde in der Nähe einer Kautschukplantage – ist ein Aufhänger für Erinnerungen, die bis in die englische Kolonialzeit und die Zeit der japanischen Besetzung von British Malaya zurückgehen. Die Autorin hat diesen Weg gewählt, um freier beim Schreiben zu sein. Dazu muss man wissen, dass es in Malaysia nur eine eingeschränkte Presse- und Druckfreiheit gibt, und Korruption und Unterdrückung an der Tagesordnung sind.
Der Roman behandelt auch die ethnischen Spannungen, die es in Malaysia gab und gibt …
Ja, vor allem der Konflikt zwischen der malaiischen und der chinesischen Bevölkerung, der schon durch die japanische Besatzung zwischen 1942 und 1945 geschürt wurde und im Jahre 1969 eskalierte, spielt eine zentrale Rolle, auch im Verhältnis der Protagonisten zueinander. Heute sind die traditionell wirtschaftsstarken Chinesen in der Defensive, während die malaiisch-islamische Community den Ton angibt. Das Besondere an Guat Engs Roman ist, dass die Autorin nichts exotisiert.
Es gibt Parallelen zwischen der Autorin und ihrer Heldin Ai Lian …
Da scheint Guat Engs eigene Biographie durch: Sie ist englischsprachig aufgewachsen, hat in München studiert und ist dann nach Malaysia zurückgekehrt. Sie hat über Europa zu ihrer Identität gefunden und so ihre eigenen Erkundungen in Dialektik gemacht.