Krafttraining für die Innovationsfähigkeit
Wie können Firmen erfolgreich Kooperationen miteinander eingehen? Hermann Eckel beleuchtet in seiner neuen Kolumne welche Klärungs- und Abstimmungsprozesse notwendig sind.
Wie können Firmen erfolgreich Kooperationen miteinander eingehen? Hermann Eckel beleuchtet in seiner neuen Kolumne welche Klärungs- und Abstimmungsprozesse notwendig sind.
Mit anderen Unternehmen gemeinsam neue Produkte entwickeln? Sich dabei in tief die Karten schauen lassen? Womöglich sogar von Mitbewerbern? "Bloß nicht!", denken da die meisten.
Dabei kennen alle in der Buchbranche die Erfolgsgeschichte der tolino-Allianz: Allein hätte es 2013 keiner der großen deutschen Buchhandelsketten Hugendubel, Thalia und Weltbild geschafft, im damals noch jungen E-Book-Markt Amazons Kindle Paroli zu bieten. Doch durch den Zusammenschluss konnten sie einen Marktanteil von über 40% bei E-Book-Readern und im E-Book-Verkauf erobern, den sie bis heute halten – ein weltweit beneideter Wert. Gemeinsam ist man eben stärker.
Das gilt auch für das Medienhaus brand eins und den Carlsen Verlag. Die beiden Unternehmen haben ihre Kompetenzen gebündelt haben, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, was jedes für sich wohl kaum hätte verwirklichen können, nämlich "weil. Das erste Wirtschaftsmagazin für Kinder". Die brand eins brachte das nötige Wirtschafts-Know-how mit, Carlsen die "Kids-Kompetenz". Und so entstand ein Magazin, das in dieser Art tatsächlich völlig neu- und einzigartig ist im deutschen Zeitschriftenmarkt. Seit Oktober 2023 sind acht Hefte in Koproduktion entstanden, und dem Vernehmen nach sind die beiden Partner sehr zufrieden mit der Entwicklung.
Die Vorteile eines kollaborativen Ansatzes liegen also auf der Hand. Und der Fall tolino zeigt, dass sogar Unternehmen, die ansonsten im härtesten Konkurrenzverhältnis zueinanderstehen, in einzelnen Bereichen sehr erfolgreich zusammenarbeiten können.
Dennoch sind die Herausforderungen nicht zu unterschätzen, die besonders in der Innovationsentwicklung mit einer unternehmensübergreifenden Kooperation einhergehen. Welche neuralgischen Punkte dabei zu beachten sind, haben Margitta Schulze-Lohoff von brand eins und Guido Neuhaus von Carlsen letztes Jahr zum ersten Geburtstag des SPACE, dem Co-Working-Raum für die Hamburger Medien- und Digitalbranche, sehr anschaulich vorgetragen. Ihre sieben zentralen Erkenntnisse und Ratschläge für andere Kooperationswillige lauten:
Wenn man sich diese Punkte so anschaut, klingen sie, als wären sie eigentlich auch für die Innovationsentwicklung innerhalb eines Unternehmens bzw. für die interne Zusammenarbeit im Allgemeinen ziemlich sinnvoll, oder? Nur dass es in der Kollaboration mit anderen eben noch stärker auffällt, wenn sie nicht (ausreichend) beherzigt werden. Und allein deshalb sollte man sich den für Kooperationen nötigen Klärungs- und Abstimmungsprozessen stellen: um für die Arbeit im eigenen Unternehmen noch schneller noch besser zu werden.
Innovationsfähigkeit ist wie ein Muskel, den man regelmäßig trainieren muss. Und Kooperationen sind wie besonders harte Trainingseinheiten, die richtig weh tun können, aber dafür auch einen größeren Effekt haben. Oder, wie es im Englischen heißt: No pain, no gain.
Weil. Das erste Wirtschaftsmagazin für Kinder - im Abonnement und im Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Nähere Infos hier.
Der SPACE in der Hamburger Speicherstadt (Am Sandtorkai 27, 7. OG) wird von der nextMedia.Hamburg betrieben. Dort stehen 13 kostenlose Arbeitsplätze zur Verfügung, die tageweise von Personen gebucht werden können, die in der Content- und Technologiebranche arbeiten. Weitere Infos
Hermann Eckel
Nach dem Lehramtsstudium der Germanistik und Geschichte durchlief Hermann Eckel verschiedene Vertriebsstationen beim Bärenreiter-Verlag und bei Oxford University Press und war von 2010 bis 2016 Managing Director beim Musikverlag Peters. Im Dezember 2017 übernahm er die Geschäftsleitung bei tolino media und war dort v.a. für den Ausbau der Selfpublishing-Plattform verantwortlich. Seit September 2024 ist Hermann Eckel Chief Digital Officer bei ArchiTangle, einem unabhängigem Buchverlag mit angeschlossenem Tech-Startup. Als Partner des Beraternetzwerks Heinold & Friends begleitet er Unternehmen der Buch- und Druckbranche bei den vielfältigen Aspekten der digitalen, organisatorischen und kulturellen Transformation. Daneben engagiert er sich seit 2019 als Sprecher der IG Digital im Börsenverein.