ADHS / Fokus Gesundheit

Konzentrier dich mal ...

25. Juli 2023
Sabine van Endert

... ist leicht gesagt, aber für ADHS-Betroffene kaum möglich. Astrid Neuy-Lobkowicz, Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie und spezialisiert auf ADHS für Erwachsene, gibt Auskunft über eine Krankheit, über die gerade viel gesprochen wird. Außerdem stellen wir Ihnen die Novitäten zum Thema vor. 

Astrid Neuy-Lobkowicz ist Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie und spezialisiert auf ADHS bei Erwachsenen. Im November erscheint bei GU ihr neues Buch »Habe ich AD(H)S?«

ADHS bei Erwachsenen steht in Verdacht, eine Modediagnose zu sein. Was ist Ihre Meinung?

ADHS ist keine Modeerkrankung, sondern ein international anerkanntes Krankheitsbild. Das zeigt sich auch daran, dass es im ICD, der internationalen Nomenklatur der WHO, für ADHS drei Ziffern gibt, um die Erkrankung zu chiffrieren. Weltweit wird ADHS nach den gleichen Kriterien diagnostiziert. Es gibt auch Leitlinien für ADHS im Erwachsenenalter. 
 

Bei immer mehr jungen Menschen wird ADHS diagnostiziert. Warum steigen die Fallzahlen so stark?

Wir wissen, dass ADHS im Erwachsenenalter bei 2,5 bis 3,5 Prozent der Normalbevölkerung auftritt. Das wären mindes­tens 2,4 Millionen Menschen in Deutschland. Davon haben wir aktuell 10 bis 20 Prozent diagnostiziert und behandelt. Leider zeigt sich in Deutschland für diese Patientengruppe immer noch eine beklagenswerte Unterversorgung. Die ADHS-Ambulanzen der Universitätsklinken haben Wartezeiten von bis zu zwei Jahren und die meisten niedergelassenen Psychiater und Psychotherapeuten fühlen sich weder für die Diagnostik noch für die Behandlung zuständig. Dabei ist ADHS drei Mal häufiger als Schizophrenie. Wir wissen seit 25 Jahren um die Bedeutung von ADHS im Erwachsenen­alter, doch dieses Wissen findet keine ausreichende Um­setzung in Praxen und Kliniken. 

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