Karl Heinz Bohrer lehrte bis 1997 in Bielefeld Neuere deutsche Literatur und lebte zuletzt mit seiner Frau in London. Seine publizistische Tätigkeit war breit gefächtert. Neben zahlreichen eigenen Studien und Essays gab er Schriftenreihen und Zeitschriften heraus, darunter von 1984 bis 2011 die Zeitschrift "Merkur" (Klett-Cotta), deren regelmäßiger Autor er war. In zahlreichen weiteren Periodika hat Bohrer eine große Zahl an Beiträgen veröffentlicht, so unter anderen in der "Zeitschrift für Ideengeschichte". Von 1968 bis 1973 war er zudem verantwortlicher Redakteur des Literaturteils der "FAZ".
Mit seinem Namen verknüpft ist das Konzept der "Plötzlichkeit", in das er das Augenblickshafte der ästhetischen Erfahrung fasste ("Plötzlichkeit. Zum Augenblick des ästhetischen Scheins", 1981 bei Suhrkamp erschienen und bis heute lieferbar).
Mit seiner autobiographischen Erzählung "Granatsplitter" (Hanser) debütierte Bohrer 2012 als Belletrist. Das Buch erzählt von einer deutschen Jugend in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bis 1953. 2017 legte er mit dem Titel "Jetzt. Geschichte meines Abenteuers mit der Fantasie" eine Fortsetzung seines autobiografischen Projekts vor, die von den frühen 60er Jahren bis in die Gegenwart reicht.
Bohrer lebte immer wieder im Ausland (in Frankreich, England und in den USA), weil ihm die Erfahrung der "Fremde" wichtig war. Im gleichen Maße, wie seine gedankliche Brillanz geschätzt wurde, waren seine scharfzüngigen, niemals mainstreamverdächtigen Analysen gefürchtet. Sie lieferten immer wieder Stoff für Debatten.
Eine Übersicht aller lieferbaren Veröffentlichungen bei Suhrkamp finden Sie hier.
Im Carl Hanser Verlag erschienen zuletzt in der Reihe Edition Akzente: "Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken" (2011), "Ist Kunst Illusion?" (2015), "Imaginationen des Bösen. Zur Begründung einer ästhetischen Kategorie" (2016) sowie "Kein Wille zur Macht" (2020).