Nachruf auf Ulrike Henschel

"Ihre Stimme war voller Kraft und Energie"

12. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Der Tod von Ulrike Henschel am 28. September hat auch bei Kolleg*innen, Weggefährten und Freunden Trauer ausgelöst. Stefanie Brich, die während ihrer Zeit als Geschäftsführerin beim Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland viel mit ihr zu tun hatte und mit ihr befreundet war, nimmt sehr persönlich Abschied.

"Ja mei, Ulrike. Vor gut vier Wochen haben wir telefoniert, und wie so immer in unseren Gesprächen machte Ulrike mir Mut, und ich bewunderte ihren Mut, und ihre Stimme war voller Kraft und Energie, sie hat mitgedacht, Fragen gestellt, Einschätzungen gegeben und versprochen, dass wir bald wieder telefonieren.

Wir haben uns kennengelernt bei einer der trockeneren Übungen der Verbandsarbeit: der Rechnungsprüfung für den Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland. Und nach diesem Gespräch – nicht nur über Zahlen und Bilanzen – wusste ich, jemanden getroffen zu haben, der Mentorin werden konnte und wollte, der Lust hatte, den Generationenwechsel, den sie selbst in ihrer Verlagswelt auch erlebt hatte, mit zu begleiten und der immer mit großer Wertschätzung in die Villa Clementine kam.

Und sie ist oft in den Verband gekommen: zu Regionaltreffen, zu den Mitgliederversammlungen, zur Corporate-Publishing-AG, zu den Buchtagen, zum ersten gemeinsamen Nachwuchscamp in Bonn. Unser gemeinsames Interesse für die Fachverlagsarbeit ließ uns oft diskutieren, wie wir den Nachwuchs für die Fachverlage begeistern können, sodass sie mich zu den Studierenden der Buchwissenschaft an der Uni Mainz begleitete. Die Buchmesse bot immer Raum für viele Gespräche (für den Ministertermin kam sie extra von einer externen Konferenz außerhalb der Buchmesse angereist und traf punktgenau zeitgleich mit uns ein). Besonders gerne denke ich an die Umbreit-Lounge zurück, wo wir die Buchmesse 2017 in gemütlicher Runde ausklingen ließen. Die Friedenspreis-Verleihung war für sie eine extrem wichtige Veranstaltung, die sie gerne besucht hat.

Trauer um Ulrike Henschel Geschäftsführerin des Kommunal- und Schul-Verlags ist tot

Ich habe immer gestaunt, wie sie alles unter einen Hut bekam: die Geschäftsführung und Verlagsleitung dieses feinen, zur Beck-Gruppe gehörenden Verlages, die ehrenamtlichen Aktivitäten für den Verband und die Historische Kommission, ihre eigenen Publikationen, ihre nebenberufliche Dissertation, die schon abgeschlossen war, als wir uns kennenlernten, aber deren Publikation sie noch vorbereitete. Dabei war sie einfach immer unterwegs: zu ihren verschiedenen Wohnorten in Wiesbaden, Berlin, München, zuletzt Spiegelau, oder zur nächsten Dienstreise, zur nächsten Konferenz, zum Meeting bei Beck. Oft erwischte ich sie telefonisch auf dem Weg zum Bahnhof oder auf dem Heimweg, und trotzdem stand sie auf einmal vor einem und war einfach da.

Und genauso strukturiert ging sie ihn an, den Kampf gegen diesen vermaledeiten Krebs. Auch diese Zeit bewältigte sie mit der gewohnten Souveränität: Die Arbeit im Verlag konnte lange Zeit weiterlaufen, das ehrenamtliche Engagement (mein Herz hüpfte regelrecht, als ich sie beim Nachwuchstreffen in Berlin 2019 traf!) bis hin zur Vorstandswahl in diesem Sommer 2021 – eine Aufgabe, für die sie viele Ideen hatte und die sie wirklich gerne angenommen hat (was ich natürlich nur noch aus der Ferne mitbekommen habe).

Ja mei, Ulrike. Ich nehme so viel mit von Dir: Deine große Professionalität, Dein Engagement, Deine Wertschätzung, Deinen Rat, Deine Zuversicht, Deinen Mut, Deinen Glauben, Deine Freundschaft. Du hast nicht geklagt, sondern immer nach vorne geschaut. Und auch wenn ich ahne, dass Deine letzte Reise vor allem eine Erlösung war, vermisse ich Dich schon jetzt sehr auf dieser Welt."

Stefanie Brich war vom 1. Februar 2017 bis 30. November 2019 Geschäftsführerin des Börsenvereins-Landesverbands Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Traueranzeige im Börsenblatt