An welchen Stellen im Audioproduktionsprozess ist der Einsatz von (überwiegend) nicht-generativer KI bereits möglich und sinnvoll? Dieser Frage näherte sich Anke Hoffmann, Director Strategy und Digital Management Audio bei Penguin Random House, gemeinsam mit Buchfunk-Chef Johannes Ackner an. Die Diskussion darüber, ob und wann synthetische Stimmen die Hörbuchsprecher:innen ablösen, sollte beim Top-Thema der IG Hörbuchtagung 2024 explizit nicht geführt werden. "Lasst uns gegen FOMO (Fear of missing out), also die Angst, etwas zu verpassen, und das Übermaß an KI-Informationen mit der Folge von AI Fatigue angehen", so Anke Hoffmann. Sie riet dazu, nicht zu schauen, welche Tools es gibt, sondern was gebraucht wird.
Von Titelplanung (automatisierte Berechnung von Absatzprognosen, Kalkulation unterschiedlicher Ausstattungsvarianten, Preis-, Konkurrenz- und Zielgruppenanalysen) über Metadaten (Aufbereitung, USPs, Schlagworte, Warengruppen, Qualifier, Kategorien) über Produktdesign und Vermarktung (Titelfindung, Grafiken, Bildbearbeitung, Cover, Erstellung von Marketing-, Produkt- und Pressetexten, Kampagnenplanung und -ausspielung) reichten die Beispiele. Im kreativen Bereich, z.B. bei der Titelfindung mit ChatGPT, seien die Ergebnisse oft überraschend gut: Sie habe schon schlechtere Titelrunden erlebt, sagte Anke Hoffmann. Und Johannes Ackner führte vor, wie Adobe aus einem hochformatigen (Buch-)Cover ein quadratisches Cover generiert, "was den einen oder anderen Grafiker den Job kosten könnte". Bei Buchfunk – neben eigenen Hörbüchern und Hörspielen übernehmen die Leipziger im eigenen Tonstudio auch Auftragsproduktionen – arbeite man bereits erfolgreich mit einem selbst entwickelten Aussprache-Assistenten. Bei Aufnahme und Nachbearbeitung von Audio ist zumindest bei Podcasts der Einsatz von KI in der Regel längst Standard.
Zeit sparen, besonders bei der Vor- und Nachbereitung, wollen Hörbuchverlage nicht zuletzt wegen der immer enger getakteten Veröffentlichungstermine. Auch bei der sinnvollen Tracksetzung, Doppelungen usw. könnte KI möglicherweise helfen. Um die Erfahrungen der IG-Mitglieder zusammenzuführen und sich zielgerichtet auszutauschen, wurde in Frankfurt eine Taskforce KI-Tools in der Hörbuchproduktion ins Leben gerufen. Die Themen u.a.: Text-to-Speech und künstliche Stimmen, KI-Labeling, Code of Conduct für die Hörbuchbranche, Chancen und Risiken neuer Geschäftsmodelle, rechtliche Rahmenbedingungen, Austausch mit der IG Digital im Börsenverein.