Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender EK/servicegroup, fragt Bundeswirtschaftsminister Altmaier in dem "Offenen Brief" unter anderem:
"Waren Sie in den letzten Wochen einmal im Großflächen-Supermarkt, beim Discounter um die Ecke oder in einem Drogeriemarkt einkaufen? Da werden Elektrogeräte für den Haushalt und den Heimwerker angeboten, da gehen Socken und T-Shirts über die Laufbänder, da werden Haushalt-, Schreib- und Spielwaren verkauft. Da stehen Menschen ohne Beratung und Begrenzung vor den Warenträgern und drängeln sich auf hochfrequentierten Flächen um ultimative Wochen-Angebote wie Bettwäsche, Bratpfannen oder Parfüm.
Haben zentral gesteuerte Filialisten bessere Hygienekonzepte als inhabergeführte Spezialisten mit in der Regel geringerer Kundenfrequenz? Sind sie mittelständischen Elektrofachgeschäften, Haushalt-, Mode- und Spielwarenhändlern in Sachen Corona-Krisenmanagement voraus? Ganz sicher nicht!"
Bereits vor dem ersten Lockdown habe der inhabergeführte Einzelhandel mit Unterstützung von Verbundgruppen wie der EK/servicegroup (4.000 genossenschaftliche Mitglieder mit rund 6.000 Einzelhandelsgeschäften, in denen rund 100.000 Beschäftigte tätig sind) Sicherheitskonzepte erarbeitet, die passgenau auf die Verhältnisse im Geschäft abgestimmt seien. Der Fachhandel "kann Krise", betont Hasebrink. Der inhabergeführte Einzelhandel sei sich seiner Verantwortung im hohen Maße bewusst.
"Warum also bleiben Discounter und Drogerien geöffnet, der inhabergeführte Fachhandel jedoch nicht?" Deshalb sei es jetzt höchste Zeit, die Strategien zu überarbeiten. Hasebrink fordert ein klareres und differenzierteres Öffnungsszenario sowie weitere und gerechte Ausgleichszahlungen für den Fachhandel. Bei der Überbrückungshilfe III, die er ansich lobt, kritisiert er die komplexe und aufwändige Antragsstellung. Jeder Tag ohne Einnahmen dränge den Einzelhandel immer weiter an den Abgrund, so Hasebrink.
Zur Verlängerung des Lockdowns durch das Bund-Länder-Treffen bis zunächst 7. März sagt Hasebrink: "Selbstverständlich sind wir enttäuscht von Beschlüssen, die nicht auf einer differenzierten Bewertung der tatsächlichen Gefahrenherde basieren, sondern vorrangig bestehende Maßnahmen verlängern. Dieses Vorgehen drängt den stationären Fachhandel aus dem Wettbewerb." Die Konsequenz seien vernichtete Existenzen, der Niedergang von Geschäften, die teilweise über Generationen aufgebaut wurden und Innenstädte, die von Filialisten überrollt würden und jeden Charme verlören. Niemand könne das wollen.