Gendern oder nicht?
Sollten Sachbücher gendergerecht publiziert werden? Gibt es aktuelle Beispiele bei den Neuerscheinungen? Das Börsenblatt hat sich bei Verlagen umgehört.
Sollten Sachbücher gendergerecht publiziert werden? Gibt es aktuelle Beispiele bei den Neuerscheinungen? Das Börsenblatt hat sich bei Verlagen umgehört.
Ja. Ganz klar ja. Die Debatte ist so weit, dass es nicht zu tun, zumindest im politischen Sachbuch, einem bewussten Statement gegen Gendergerechtigkeit gleichkäme. Um es klarzustellen: Dass die Debatte so weit gediehen ist, finden wir sehr begrüßenswert. Mit Autor*innen wie Laurie Penny oder Jack Urwin gehören wir zu den Verlagen, die früh feministische Positionen veröffentlicht haben, die ausdrücklich auch non-binäre Realitäten berücksichtigen und in Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit miteinbeziehen. Und genau das ist ja das Ziel gendergerechter Sprache – alle miteinzubeziehen. Form follows function, und politische Sachbücher sollten schon auf der Höhe der Zeit sein, auch im Sprachgebrauch.
Über die Art und Weise, wie gegendert wird, ist vermutlich noch nicht das letzte Wort gesprochen, da beobachten wir aufmerksam, was sich in den Diskursen so durchsetzt. Wir verwenden derzeit das Gendersternchen, eigentlich in allen Büchern unserer Nautilus Flugschriften. Das geht zwar bei Relativsätzen schon mal auf Kosten von sprachlicher Eleganz oder leichter Verständlichkeit, aber das ist ja eine Aufgabe bei jeder Art von Sachbuch: verständlich und eingängig zu schreiben. Dann muss man eben die verschachtelten Relativsätze auflösen oder andere Lösungen finden. Unsere Autor*innen und Übersetzer*innen schreiben fast alle ohnehin schon gendergerecht, da müssen wir als Verlag gar nicht viel durchsetzen. Dennoch ist der Diskurs noch Work in progress. Vor einigen Jahren haben wir auch noch den Unterstrich oder das Binnen-I benutzt. Wir bemühen uns, das bei Nachauflagen älterer Bücher nun anzugleichen.
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