Der auffälligste Fund der von der Norwegian Publisher Association (NPA) mit Unterstützung der Foundation Germán Sánchez Ruipérez durchgeführten Studie zum Leseverhalten: Es fehlt eine gemeinsame Definition von Lesen. Einige Länder ziehen nur gedruckte Bücher in Betracht, andere berücksichtigen E-Books und Hörbücher, wiederum andere schließen auch Magazine, Internetseiten und sogar Soziale Netzwerke mit ein. Außerdem bestehen Unterschiede darin, wessen Lesegewohnheiten festgestellt werden. In lediglich fünf der 24 Studien wurden alle demographischen Gruppen befragt, während man sich andernorts auf entweder auf erwachsene oder junge Leser*innen konzentriert. Die Befragung fällt ebenso unterschiedlich aus – von persönlichen Interviews bis Print- oder Online-Fragebögen ist alles vertreten – wie auch die Verwendung von Variablen wie Lesehäufigkeit oder Anzahl der gelesenen Bücher. Was die Häufigkeit der Erhebungen betrifft, wird nur in zehn Ländern eine jährliche oder noch häufigere Umfrage unternommen.
Im Hinblick auf den Fluss an Übersetzungen konstatiert der AIE den Hauptunterschied unter den 18 untersuchten Studien darin, ob Daten auf der Grundlage der übersetzten Sprache, auf der Grundlage der Sprache und des Herkunfts- und Ziellandes, oder ausschließlich auf der Basis des Landes katalogisiert werden. Weitere Unterschiede in den Erhebungen betreffen literarische Genres und Marktsegmente.
Auch die eng mit den Übersetzungsdaten zusammenhängenden Zahlen zum Kauf und Verkauf von Rechten sind grundlegende Anhaltspunkte, um Trends zu identifizieren. Jedoch bieten auch die wenigen vorhandenen Studien dazu kein einheitliches Bild, da die Verkäufe entweder nach Sprache oder nach Land erfasst werden. Dazu merken die Studienurheber*innen an, dass der Fokus auf die Sprache in großen Sprachräumen wie Englisch, Französisch oder Spanisch nicht ausreicht, um aussagekräftige Verkaufstrends zu erkennen. Wenig gesprochenen Sprachen werden hingegen oft zusammengefasst, indem man zum Beispiel Daten für die „nordischen Länder” oder die „slawischen Sprachen” erhebt, was nicht den Reichtum und die Komplexität der europäischen Sprachenvielfalt abbildet.
Beide Studien wurden unter Mitwirkung und Koordination des Instituts für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt. Das Netzwerk des Europäischen Verlegerverbands (FEP) leistete wertvolle Hilfe bei der Erschließung von Datenquellen. Untersucht wurden Umfragen zum Lesegewohnheiten aus 20 europäischen Ländern und Erhebungen zu Übersetzungen aus 23 Ländern. Daten im zum Rechtehandel wurden in acht verschiedenen Ländern erhoben.