Pressestimmen

"Eine Messe ohne Aussteller ist keine Messe"

9. September 2020
von Börsenblatt

Die Entscheidung der Frankfurter Buchmesse, die Hallenausstellung abzusagen, hat in den Medien ein geteiltes Echo ausgelöst. Eine Auswahl aktueller Pressestimmen.

Marc Reichwein kommentiert in "Die Welt" online vom 8.9.2020 unter der Überschrift "Eine Messe ohne Aussteller ist keine Messe":

Fragt sich nur, was hält eine Messe zusammen, wenn es keine Messehallen und keine persönlichen Begegnungen gibt? Und wer von auswärts wird zu so einer "Nicht-Messe" fahren? Der wirtschaftliche Schaden für die Messe, die Stadt Frankfurt und die Branche wird enorm sein. Immerhin fließen ein paar Millionen Unterstützung aus dem Fonds der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM).

Claus-Jürgen Göpfert schreibt in der "Frankfurter Rundschau" vom 9.9.2020:

Über all dem steht die bange Frage: Wird die Buchmesse je wieder zu dem Treffen der Medien-Menschen weltweit werden, das sie einmal war? Mit drangvoller Enge, fröhlichen Feiern die Nächte hindurch, mit der tatsächlichen Begegnung von Autorinnen und Autoren und Publikum? Juergen Boos weiß, dass diese Frage die Branche umtreibt. Er sagt in beschwörendem Ton: „Die alte Messe wird es wieder geben.“ Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung bleibe die persönliche Begegnung entscheidend.

Im "Tagesspiegel" vom 9.9.2020 heißt es:

Man muss die Verantwortlichen ja bewundern dafür, wie tapfer sie das, was von ihrem Großevent übrig geblieben ist, noch als Erfolg verkaufen. Wie sie, wie Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, die Frankfurter Buchmesse als „ein sich ständig weiterentwickelndes Unternehmen“ bezeichnet: „Lebendig, agil und anpassungsfähig“. Ist das jetzt unfreiwillig komisch? Galgenhumor? Oder gar Ironie?

Sandra Kegel kommentiert in der Leitglosse der "FAZ" vom 9.9.2020:

Nicht zuletzt die Verlage, die allen Widrigkeiten zum Trotz bereit waren, an der Boutique-Messe festzuhalten und alle Energie in deren Vorbereitung steckten, müssen sich jetzt düpiert fühlen. Sie hätten Zeit, Kraft und Geld besser aufwenden können, um ihre Bücher und deren Autoren ins Gespräch zu bekommen. Ein frühzeitig klarer Schritt wäre ein Signal
gewesen. Jetzt haftet dem Digitalauftritt, der vom Bund mit vier Millionen Euro unterstützt wird, Zweitklassigkeit an.