Leipziger Buchmesse

Die Folgen der Absage

3. Februar 2021
Nils Kahlefendt

Die Leipziger Buchmesse ist zum zweiten Mal in Folge abgesagt worden. Was bedeutet der Ausfall der größten Bücherschau des Frühjahrs für die Stadt, die Messegesellschaft, die örtliche Wirtschaft? Das hat unser Leipzig-Korrespondent Nils Kahlefendt vor Ort recherchiert.

Im Impfzentrum in Halle 5 auf dem Leipziger Messegelände geht es mangels Vakzinen ruhig zu, doch den von Corona gebeutelten Messemachern spült die Vermietung zumindest überschaubare Einnahmen in die Kasse, vermutlich noch über Monate. Die Absage der Buchmesse fügt sich in die derzeitige Bewertung des pandemischen Geschehens: Am vorletzten Wochenende flimmerte das Gaming-Festival DreamHack, das im Januar normalerweise tausende Fans aufs Messgelände lockt, als rein virtuelle "Home Edition" über die Spielekonsolen. Bis auf Weiteres laufen, statt geplanter Präsenzveranstaltungen, ausgewählte digitale Alternativen; im März etwa die Messe Intec/Z connect und die Konferenz protekt plus. Geprüft wird von Fall zu Fall. "Es gibt keine Pauschalentscheidungen", sagt Unternehmenssprecher Andreas Knaut, „generell gehen wir aber davon aus, dass erst im zweiten Halbjahr wieder wesentlich mehr Sichtbarkeit für Messen und Kongresse möglich ist.“

 

Nicht nur sparen

Dabei hatten die Leipziger Messemacher nach 2019, dem mit 99,6 Millionen Euro umsatzstärksten Jahr seit der Wiedervereinigung, für 2020 erneut ein Rekordjahr erwartet. Doch mit der Absage der Buchmesse im März kam der pandemisch bedingte Abriss; mit ihrem Hygienekonzept SafeExpo konnten die Leipziger bis zum neuerlichen Lockdown Präsenz zeigen. Unterm Strich konnten 2020 von insgesamt 420 geplanten Veranstaltungen, zumeist Messen und Kongresse, nur 150 stattfinden – 270 fielen der Pandemie zum Opfer. Rund ein Drittel des erwarteten Umsatzes konnte man schließlich erwirtschaften. Und auch 2021 verspricht kein normales Jahr zu werden.

Dennoch ist der Messe-Sprecher optimistisch: "Wir bemühen uns, das Beste aus der Situation zu machen. Und das heißt nicht nur sparen!" Die Belegschaft, die sich nach wie vor in Kurzarbeit befindet, agiert weitgehend mobil. "Wir konnten neue digitale Tools und Geschäftsmodelle entwickeln. Das bleibt, auch nach Corona." Dazu hält man, wenn der Markt in Bewegung ist, die Augen offen: Mit der zum 1. Dezember übernommenen PaintExpo, haben die Leipziger nun immerhin die "Weltleitmesse" für industrielle Lackiertechnik im Portfolio. "Präsenzmessen und Kongresse", so Knaut, "bleiben unverzichtbar. Das spiegeln uns alle Aussteller und Kunden."

 

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