Sind öffentliche Debatten aus Politik, Kultur und Wissenschaft wichtige Stimuli für die Planung des Sachbuchprogramms von C. H. Beck?
Absolut, das ginge auch gar nicht anders. Wir sind immer nah dran an den Themen, die die Öffentlichkeit bewegen. Die Kunst besteht darin, kurzfristige Hypes von langfristigen Trends zu unterscheiden. Da Bücher einen recht langen Vorlauf haben, müssen wir im Unterschied zur Tageszeitung Debatten identifizieren, die langlebig genug sein werden. Liegt man da falsch, reden alle schon über etwas anderes, wenn das Buch dann endlich erscheint. In den Lektoraten – Geschichte, Politik, Religion, Literatur, Philosophie, Kunst – haben wir zudem immer das Ohr am Fach.
Gelingt es C. H. Beck, solche Debatten mit den Büchern selbst zu entfachen?
»Entfachen« ist mir zu stark. Das wäre zu viel des Lorbeers, fürchte ich. Was uns manchmal gelingt, ist, vorhandene Strömungen zu bündeln, zusammenzufassen und ihnen eine größere Breitenwirkung zu geben. Ein gutes Beispiel dafür ist Thomas Pikettys »Das Kapital im 21. Jahrhundert«, das die Debatte um soziale Ungleichheit stark befeuert hat. Oder auch Yuval Noah Hararis »Homo Deus«, ein Buch, das bewusst gemacht hat, welche wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft der Menschheit in unserer Zeit anstehen.
Welche Typen von Debattenbüchern gibt es?
Es gibt jedenfalls nicht nur den aktuellen Schnellschuss. Es kann natürlich der thesenstarke politische Essay sein, der ein aktuelles Thema aufgreift, wie es etwa Gabriele Krone-Schmalz und Michael Lüders sehr erfolgreich in ihren Büchern tun. Aber das Entscheidende ist der Wille, wichtige gesellschaftliche und politische Fragen zu stellen und klar zu beantworten. Das kann dann auch durch ein umfangreiches Werk geschehen, das über Jahre recherchiert worden ist, wie das Beispiel Piketty zeigt. In diese Kategorie fällt dann sogar Heinrich August Winklers mehrbändige »Geschichte des Westens«, in der es immer auch um historisch-politische Aufklärung geht.