Alexander Skipis, zum letzten Mal als Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins dabei, charakterisierte das vergangene Jahr mit einem Gegensatzpaar: „Grausamkeit“ und „Schönheit“. Das Corona-Virus, die Existenzangst, Perspektivlosigkeit, Freiheitseinschränkungen und das schlimmste Jahr der Frankfurter Buchmesse in ihrer Geschichte seien die grausame Seite gewesen; Kreativität, freigesetzte Kräfte, funktionierende Marktstrukturen und Liefersysteme die schöne. Die Branche habe eine „unglaubliche Leistung“ vollbracht und sei auf die zunehmenden Online-Aktivitäten gut vorbereitet gewesen.
Dennoch gebe ihm das „Paradoxon der Buchbranche“ zu denken: Einerseits sei das Buch als Leitmedium verankert und nachgefragt. Andererseits sei die wirtschaftliche Auskömmlichkeit für alle eingeschränkt oder sogar gefährdet. In vielen Gesprächen mit Branchenteilnehmern erlebe er Ratlosigkeit und Verzweiflung. „Es geht um die Wirtschaftlichkeit der Branche“, so Skipis. Es sei ein „Irrsinn“, dass Lieferfahrzeuge jeden Tag Hunderttausende Kilometer zurücklegten, um jede noch so kleine Buchsendung auszuliefern. Hier stelle sich die Frage der Nachhaltigkeit. Ein weiterer Punkt seien die seit Jahrzehnten kaum oder gar nicht gestiegenen Buchpreise.
Schließlich die Buchpreisbindung: Sie sei die staatliche Garantie für Vielfalt und Kleinteiligkeit des Handels. Doch inzwischen habe sich dieser Schutzzweck in sein Gegenteil verkehrt – zum „Schutz der Marktmacht“, so Skipis. Dieter Dausien habe dies in seinem jüngsten Beitrag im Börsenblatt präzise – „wie mit dem Skalpell“ – dargestellt. Man müsse nun in aller Freundschaft und Partnerschaft die Debatte führen, um das Miteinander in der Branche zu erhalten.