Lesetipp aus der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"

Das "Literarische Quartett" und seine lockdownkritische Agenda

17. Mai 2021
Redaktion Börsenblatt

Tobias Rüther, Literaturchef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", ist mit dem "Literarischen Quartett" unter der Leitung von Thea Dorn ganz und gar nicht einverstanden. "Was ist nur aus dem 'Quartett' geworden?" titelt er seinen Feuilleton-Aufmacher in der "FAS" vom 16. Mai.

Tobias Rüthers Sendungskritik (in der Printausgabe der "FAS") basiert im Wesentlichen auf vier Einwänden:

  • Seit dem Antritt von Thea Dorn im März 2020 – der dritten Auflage des Formats nach dem legendären Quartett unter Marcel Reich-Ranicki und der Fortsetzung unter Volker Weidermann – spielten Literaturkritiker so gut wie keine Rolle mehr. Stattdessen würden Autor*innen, Schauspieler*innen oder Entertainer*innen eingeladen. Prominenz trete an die Stelle von (literaturkritischer) Professionalität.
  • Aus der Verlagsbranche verlaute, dass dem "Quartett" die Maßstäbe fehlten, und dass es für den Erfolg eines Buchs keine Rolle mehr spiele.
  • In der Einladung des Kolumnisten Jan Fleischhauer sowie der Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart durch Thea Dorn sieht Rüther eine Grenze überschritten – hin zu einem Teil des Meinungsspektrums, das sich nicht klar genug von antisemitischen Anspielungen abgrenzt. Rüther führt hier ein ZItat Maxim Billers aus der "SZ" an. "Wenn Eckhart im 'Quartett' auftrete, 'hat der deutsche Jude und Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki endgültig den Kampf gegen die Nazis verloren'."
  • Damit nicht genug: Rüther sieht in Thea Dorns Moderationen und Diskussionen eine lockdownkritische Agenda am Werke. Hinter den von ihr als autoritär konnotierten Anti-Corona-Maßnahmen sehe sie die schleichende Preisgabe der Grundrechte zugunsten einer Sicherheitspolitik gegen Krankheit und Tod.

Rüther schließt seinen Beitrag mit der anonymen Einschätzung eines ZDF-Mitarbeiters, derzufolge die Sendung "Positionen jenseits des vermeintlichen Meinungskorridors einer politischen Korrektheit in Sachen Corona, Gender, Identitätspolitik" abbilde.