Logistik

Containerstaus und Engpässe bei Paletten

8. April 2022
Redaktion Börsenblatt

Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) warnt vor einer massiven Störung der Lieferketten in Deutschland – und die Anzahl der weltweit in Staus befindlichen Schiffscontainer nimmt nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft wieder zu.

Dem jüngstem Datenupdate des vom IfW ermittelten Kiel Trade Indicator zufolge stecken aktuell etwa 12 Prozent aller weltweit verschifften Waren fest – im vergangenen Jahr lag der Wert nur in zwei Monaten höher. "Besorgniserregend ist der deutliche Anstieg der weltweiten Containerschiffstaus, der auch auf Lockdowns in China zurückgeführt werden kann", sagt Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator. An den drei größten Häfen Russlands, St. Petersburg, Wladiwostok und Novorossiysk, ist der Containerfrachtverkehr bereits um die Hälfte eingebrochen. "Die Sanktionen des Westens zeigen ganz offenbar Wirkung", erklärt Stamer. Europas Unternehmen und Reedereien schränkten offensichtlich den Transport über den Seeweg ein. "Gleiches dürfte für den Handel über den wichtigeren Straßenverkehr gelten, was den starken Rückgang bei Russlands Importen [-9,7 Prozent] erklärt." Zudem sei die Ukraine praktisch vom internationalen Seehandel abgeschnitten; den wichtigsten Hafen Odessa habe seit Kriegsausbruch kein großes Containerschiff mehr angelaufen.

 

Engpässe bei Holz und Nägeln für Europaletten

Da Importe aus der Ukraine, Russland und Belarus fehlen, kommt es inzwischen auch zu Engpässen bei deutschen Herstellern von Paletten, Kisten und Kabeltrommeln. 2021 kamen je nach Holzsortiment bis zu 25 Prozent der deutschen Importe aus diesen Ländern. Wichtige baltische Zulieferer hiesiger Unternehmen sind von dortigen Nadelschnittholzimporten abhängig: Mehr als 70 Prozent der im Jahr 2021 im Baltikum eingeführten Nadelschnittholzmenge stammten aus Russland und Belarus, teilt der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) mit. Er warnt vor einer massiven Störung der Lieferketten in Deutschland, zumal es auch deutliche Engpässe bei Stahl gibt: 78 Nägel braucht man für eine Europalette, und rund 90 Prozent der für Paletten benötigten losen Nägel kommen laut Angaben der europäischen Zulieferer der HPE-Branche aus Russland.

"Die in Deutschland gefertigten Paletten werden fast ausschließlich in hochautomatisierten Fertigungslinien produziert. Die verwendeten Nägel benötigen Stahlqualitäten, die bislang fast ausschließlich aus Russland zu beziehen waren und die daher nicht so schnell von woanders geordert werden können – zumal für kurzfristige Übersee-Lieferungen etwa aus Fernost kaum bis keine Kapazitäten verfügbar sind", so der HPE. Da sich die deutschen Fertigungsmaschinen auch nicht auf andere Nägel umrüsten ließen, könnten hier demnächst Millionen von Paletten fehlen. "Wenn Nägel fehlen, dann droht den betroffenen Unternehmen von heute auf morgen 100 Prozent Kurzarbeit", beschreibt HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner die Lage. "Je größer die daraus resultierenden Fehlmengen ausfallen, desto gravierender sind auch die Auswirkungen auf den Warenverkehr."