Entscheidung der Schwedischen Akademie

Claudia Goldin erhält Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften

10. Oktober 2023
Redaktion Börsenblatt

Claudia Goldin wurde mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Sie habe "unser Verständnis der Arbeitsmarktergebnisse von Frauen verbessert", heißt es in der Begründung der Schwedischen Akademie. Goldin ist die dritte Frau, die diesen Preis erhalten hat. 

Die schwedische Akademie führte in ihrer Begründung aus, dass Goldin mit ihrer Forschung eine umfassende Darstellung über das Einkommen und die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen geliefert habe. Dafür habe sie Daten aus über 200 Jahren analysiert und damit zeigen können, wie sich Unterrepräsentation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und Lohnunterschiede verändert und entwickelt haben.

Nach Goldin würden Gründe für den bis heute bestehenden Gender Pay Gap in frühen Bildungsentscheidungen liegen, die sich auf die Karriere des ganzen Lebens auswirken würden. "Wenn die Erwartungen von jungen Frauen durch die Erfahrungen früherer Generationen geprägt sind - zum Beispiel von ihren Müttern, die erst wieder arbeiten gingen, als die Kinder erwachsen waren -, dann wird die Entwicklung langsam verlaufen", habe Goldins Untersuchung laut der Schwedischen Akademie gezeigt.

Jakob Svensson, Vorsitzender des Komitees für den Preis in Wirtschaftswissenschaften, führte aus, dass das Verständnis über die Rolle der Frauen auf dem Arbeitsmarkt hohe gesellschaftliche Relevanz habe: "Dank der bahnbrechenden Forschung von Claudia Goldin wissen wir jetzt viel mehr über die zugrunde liegenden Faktoren und welche Barrieren in der Zukunft angegangen werden müssen."

Über Claudia Goldin

Claudia Goldin ist Wirtschaftshistorikerin und Arbeitsökonomin. Sie ist 1946 in New York geboren und seit 1990 Professorin an der Harvard University. Goldin ist Expertin auf dem Gebiet der historischen Untersuchung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und Einkommensungleichheit, forscht aber auch zu Bildung, Immigration und technologischen Wandel.

Bücher der Preisträgerin

Von Goldin sind diverse Bücher erschienen. Mit "Understanding the Gender Gap: An Economic History of American Women", erschienen 1992 bei Oxford University Press, legte sie den Grundstein ihrer Forschung. 2008 erschien "The Race between Education and Technology" bei The Belknap Press, zuletzt 2021 „Career and Family: Women’s Century-Long Journey toward Equity” bei Princeton University Press. In dem vielfach ausgezeichneten Sachbuch zeichnet Goldin die Erfahrungen von Frauen mit Familie und Karriere des 20. Jahrhunderts bis heute nach. Besprochene Aspekte sind neben den Auswirkungen von ungleichmäßiger Bezahlung durch lange Arbeitsstunden und Wochenend-Arbeit auch die Folgen der Covid-Pandemie. Diese habe die Frauen in ihrer Karriere gehindert, biete aber auch Chancen mit Konzepten wie flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice. Bisher ist noch keine deutsche Übersetzung angekündigt.