Das Timing für Ihre Plattform ist ideal: Sie haben mit Osiander einen attraktiven ersten Partner gefunden, zugleich könnte die Corona-Krise den ein oder anderen Buchhändler in Schwierigkeiten bringen. Sie müssten die »low hanging fruits« dann nur aufsammeln. Wie werden Sie nun akquirieren?
Zunächst einmal: Wir haben unser Partnerschaftsprogramm zusammen mit unserem Wunschpartner Osiander erarbeitet, lange bevor vom Lockdown die Rede war – bereits im letzten Jahr. Erst danach wurde Corona ein Thema. Mein Eindruck ist, dass der Buchhandel, verglichen mit anderen Einzelhändlern, in der Krise umsatzmäßig eine vernünftige Entwicklung genommen hat. Daher kann ich im Moment nicht erkennen, dass sich der Druck auf viele kleine oder mittlere Buchhändler, aber auch auf regionale Filialisten, durch Corona sehr erhöht hätte.
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Darüber können wir nur spekulieren, das weiß heute noch keiner genau. Wir sehen in unserem Partnerschaftsprogramm vor allem die Chance, bestimmte Investitionen, die wir und unsere Partner tätigen, auf eine breitere Basis zu stellen und zu skalieren, sei es bei der IT oder in der Logistik. Wir werden also nicht gezielt akquirieren. Die Branche weiß aufgrund unserer Kommunikation, dass unser Partnerschaftsprogramm nun verfügbar ist. Zusammen wollen wir nun Osiander geordnet bis zum Jahresende 2021 in die Lage versetzen, die gesamte Infrastruktur zu nutzen, und dabei noch hinzulernen. Der Pudding soll jetzt erst einmal denjenigen schmecken, die sich für den Pudding entschieden haben.
Ist das Partnerschaftsmodell eine Lösung für den gesamten deutschsprachigen Buchhandel?
Unsere Systeme sind schon jetzt in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz. Aber wir führen unsere Buchhandlungen in den einzelnen Ländern sehr dezentral. Es müsste das jeweilige Management vor Ort entscheiden, ob diese Art der Kooperation für seine Strategie im Land der adäquate Hebel ist.
Und wie wäre es mit anderen europäischen Ländern?
Ein Ausrollen auf andere europäische Länder planen wir nicht.
Warum nicht?
Erstens haben wir in den anderen Ländern überhaupt keine kritische Masse, wir würden bei null anfangen. Zweitens haben wir dort keine Managementstruktur. Drittens gibt es etablierte Marktführer, die über beides verfügen. Und viertens ist die Lieferantenstruktur eine ganz andere. Der Wettbewerb ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon ausreichend intensiv, neue Herausforderungen in anderen Märkten brauchen wir nicht.