Geschäft wird weiter fortgesetzt

Weltbild GmbH & Co. KG stellt Insolvenzantrag

10. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

Das Amtsgericht Augsburg hat einen Antrag auf Insolvenz für die Weltbild GmbH & Co. KG angenommen. Das Gericht hat am 10. Juni Christian Plail von der auf Restrukturierungen spezialisierten Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner (SGP) als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Stefanie Penck ist ab sofort alleinige Geschäftsführerin. Die weiteren Marken und Beteiligungen der WB D2C Group sind nicht betroffen. Update: Börsenverein berät betroffene Mitgliedsunternehmen.

Der neue Weltbild-Hauptsitz in Augsburg

Die E-Commerce-Beteiligungsgesellschaft WB D2C Group hat ihrer Mitteilung zufolge am 10. Juni für eine deutsche Tochtergesellschaft, die Weltbild GmbH & Co. KG, beim Amtsgericht Augsburg einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Das Gericht hat den Antrag angenommen, und Christian Plail von der auf Restrukturierungen spezialisierten Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner (SGP) als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Das bestätigt ein Eintrag auf der Website der Insolvenzbekanntmachungen vom 10. Juni: "In dem Verfahren über den Antrag d. Weltbild GmbH & Co. KG, Ohmstraße 8 a, 86199 Augsburg, vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin Weltbild Verwaltungs GmbH, diese vertreten durch die Geschäftsführer Minnier Bjoern und Penck Stefanie auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens (...) wird am 10.06.2024 um 13:30 Uhr vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, (...). Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird bestellt: Rechtsanwalt Christian Plail, Eserwallstraße 1–3, 86150 Augsburg", heißt es dort unter anderem. 

Das Management möchte mit dem Verfahren die notwendigen Schritte für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens einleiten. Für Weltbild-Kunden ändere sich durch das Verfahren nichts. Das Geschäft werde weiter fortgesetzt.  

Neue "aggressive" Anbieter aus dem asiatischen Raum als Konkurrenz

Die Weltbild GmbH & Co. KG betreibt in Deutschland ein umfangreiches Katalog-basiertes Versandhandelsgeschäft, mit dem heute rund 20 Prozent des Umsatzes der Gruppe erzielt werden. Das Weltbild-Geschäft sei neben dem Einfluss durch externe weltweite Krisenherde – insbesondere Ukraine und Israel – und damit verbundene Störungen der Lieferketten insbesondere durch immense Kostensteigerungen unter erheblichen Druck geraten. Der Eintritt neuer aggressiver Anbieter aus dem asiatischen Raum habe die ohnehin angespannte Wettbewerbssituation zusätzlich verschärft.

Die Weltbild GmbH & Co. KG verfügt über stationäre 14 Filialen im Bundesgebiet (https://www.weltbild.de/service/filialen). Die Filialen von Jokers sind bereits 2022 in den Weltbildfilialen aufgegangen. Die Insolvenz betrifft ausschließlich die Weltbild GmbH & Co. KG.

Wechsel an der Führungsspitze

Mit der Anmeldung des Insolvenzverfahrens geht der Mitteilung zufolge auch ein Wechsel in der Führungsspitze sowohl der WB D2C Group als auch der Weltbild GmbH & Co. KG einher.

  • Christian Sailer (CEO) und Bjoern Minnier (COO) verlassen die Geschäftsführung der WB D2C Group. Minnier werde jedoch weiter in führender Position bei der Weltbild GmbH & Co. KG tätig sein.
  • Christoph Honnefelder und Sami Sagur übernehmen ab sofort die alleinige Führung der WB D2C Group.
  • Stefanie Penck zeichnet ab sofort als alleinige Geschäftsführerin für Weltbild GmbH & Co. KG verantwortlich.

"Die Eckpfeiler für den Erfolg der Weltbild GmbH & Co. KG sind klar", erklärt Stefanie Penck. "Eine Fokussierung auf das kundenzentrierte Online-Geschäft, der Ausbau profitabler und wachstumsstarker Kategorien, eine signifikante Reduktion der Kosten, die Vereinfachung aller Prozesse und eine komplette Neuausrichtung der IT-Landschaft auf die neue Unternehmensgröße sowie eine fokussierte Marktbearbeitung."

Christoph Honnefelder, der Ende 2023 in den Konzern kam, ist überzeugt: "Wir sehen in den anderen Marken des Konzerns sehr klar, dass unser Digital First Konzept greift. Das werden wir jetzt auch konsequent für die Weltbild GmbH & Co. KG umsetzen und die Marke über gezielte Inszenierungen wieder auf die Erfolgsspur bringen."

"Für unseren Kurs haben wir auch die wichtige finanzielle Rückendeckung unseres Gesellschafters, der Droege Group, erhalten", betont der kürzlich eingetretene Finanzchef Sami Sagur. "Ich bin daher überzeugt, dass die Restrukturierung gelingen wird." 

Weitere Marken und Beteiligungen nicht betroffen

Die weiteren Marken und Beteiligungen der WB D2C Group, die für rund 80 Prozent des Gruppenumsatzes stehen, sind von dem Verfahren bei der Tochtergesellschaft Weltbild GmbH & Co. KG nicht betroffen. Hierzu gehören: Weltbild Verlag GmbH (Wangen b. Olten, Schweiz), Weltbild Verlag GmbH (Salzburg, Österreich), Orbisana (Gesundheitswelt), tausendkind (Kinderwelt), Gärtner Pötschke (Gartenbedarf), buecher.de (Online Buchhandel), Jokers (Modernes Antiquariat), AVUS Buch und Medien, Paul Valentine (Schmuck & Lifestyle), Fitz & Huxley (Rücksäcke und Taschen), Groundies (Barfußschuhe & Lifestyle), Vamos (Naturläufer), mySWOOOP (ReCommerce), D2C ReCommerce, Westfalia (DIY, Werkzeuge), tolino und teNeues (Kunst- und Fotografiebücher). 

Mit einem wachsenden Jahresumsatz von rund 600 Millionen Euro und über 2.000 Mitarbeitenden möchte die WB D2C Group, ihr "House of Brands" im Rahmen ihrer Buy-and-Build-Strategie perspektivisch weiter ausbauen.

Börsenverein berät betroffene Mitgliedsunternehmen

Christian Sprang, Justiziar des Börsenvereins, weist darauf hin, dass sich Mitgliedsunternehmen, die Fragen zur Insolvenz von Weltbild haben, jederzeit an die Rechtsabteilung des Börsenvereins wenden können. "Aus vergleichbaren Fällen wissen wir, dass es bei den Lieferanten insolventer Firmen häufig erhebliche Rechtsunklarheiten gibt. Der Börsenverein ist gern bereit, seine Mitglieder zu unterstützen, zu beraten und gegebenenfalls gemeinsam den Kontakt zum vorläufigen Insolvenzverwalter aufzunehmen", so Sprang.

Kontakt: rechtsabteilung@boev.de, Tel. 069/1306-314.