Januar-Umfrage im Buchhandel

"Von Euphorie bis Depression"

9. Februar 2021
Redaktion Börsenblatt

Im Januar haben wir Sie nach ihren Erwartungen für das Jahr 2021 und ihren Lagerbeständen gefragt. Gedrückte Einkaufsstimmung und ein wenig Hoffnung: Die Ergebnisse lesen Sie hier.  

Der Jahreswechsel im Buchhandel hat in diesem Jahr in den meisten Buchhandlungen anders stattgefunden als gewohnt. Gutscheine konnten nicht auf dem normalen Weg eingetauscht werden und der ein oder andere Nach-Weihnachtsbummel nicht stattfinden. Wir haben Sie nach Ihrem Januar und den Erwartungen für das Geschäftsjahr 2021 gefragt.

Insgesamt haben 205 Buchhändler an der Umfrage teilgenommen, 169 Buchhändler bis zum Ende.

Die Mehrheit der Buchhändler (61 Prozent) gab an, dass sie Bücher zurzeit per Abholung oder Lieferung verkaufen. 12 Buchhändler, also 6,42 Prozent der Stimmen halten ihr Geschäft komplett geschlossen. 16 andere Teilnehmer waren aus den Bundesländern Berlin, Brandenburg, oder Sachsen-Anhalt, denn ihre Buchhandlung ist offen. Der Rest bot entweder Lieferung oder Abholung an.

Der Lagerbestand sah in den Geschäften Anfang 2021 im Gegensatz zum Jahresende 2020 sehr unterschiedlich aus. Etwa 21 Prozent der Buchhändler sagten, dass ihr Lagerbestand höher als nach dem Weihnachtsgeschäft gewesen sei – es wurde also nochmal nachgeordert. Der Lagerbestand von einem Viertel der Teilnehmer war dagegen gleich groß. Die große Mehrheit der Buchhändler, 41 Prozent, sprachen von einem niedrigeren Lagerbestand.

Ganz deutlich wurde das Ergebnis bei der Frage nach Ihrem Einkaufsverhalten. Von 181 Stimmen sagten 148 (etwa 82 Prozent), dass sie weniger einkaufen im Vergleich zu Beginn des Jahres 2020. 12,15 der teilnehmenden Buchhändler haben gleich viel eingekauft. Nur drei Teilnehmer gaben an, mehr einzukaufen.

Verstärkt eingekauft werden die Warengruppen Belletristik (32,72 Prozent) und Kinder- und Jugendbücher (30,89 Prozent), danach kommen das Sachbuch (11,52 Prozent), Schule und Lernen (11,26 Prozent) und Ratgeber (8,12 Prozent). Wie zu erwarten schnitt die Warengruppe Reise mit unter einem Prozent am schlechtesten ab.

Ihre Erwartungen für das Geschäftsjahr fielen hingegen sehr unterschiedlich aus. Hier einige der Antworten:

  • Je nach Öffnungen und Schließungen ein spannendes Jahr
  • Gleiche Umsätze wie 2020
  • Deutliches Umsatzminus im ersten Quartal. Ansonsten: Glaskugel.
  • Ich erwarte, dass die Kundenbindung zunimmt, da wir einen echt guten Job machen und hoffe, dass wir so viel verdienen, dass wir keine Gelder beantragen müssen und nicht auf Kurzarbeit gehen müssen. Ein durchwachsenes Jahr mit stabilen Umsätzen.
  • Wir werden einen langen Atem brauchen und müssen weiter neue Ideen entwickeln, um im Geschäft zu bleiben
  • Das erste Quartal wird äußerst schwierig werden. Wenn wir wieder öffnen dürfen, wird es verstärkte Buchkäufe geben, jedoch wird das Jahr 2021 schlechter ausfallen als das Jahr 2020, da die positive Grundstimmung fehlt. Außerdem werden die Arbeitslosenzahlen wegen mehr Insolvenzen steigen und die Menschen insgesamt mehr ihr Geld zusammenhalten und weniger konsumieren. Hier vermutlich auch Bücher. Wobei wir mit einem deutlich verstärktem Reisegeschäft (Wandern, Radeln, Wohnmobil) rechnen, was diese WG auch stärkt. Wenn das Weihnachtsgeschäft nochmals einem Lockdown zum Opfer fällt, werden wir das vermutlich nicht überstehen.
  • verhaltenes Kaufverhalten und wenig Planungssicherheit
  • 2020 konnten wir die Umsätze gut auffangen. Für 2021 erwarte ich das nicht. Zurzeit haben wir einen Umsatzrückgang von 1/3. Wir hoffen, dass es dabei bleibt während des Lockdowns. Wir rechnen frühestens mit einer Öffnung der Geschäfte im März. Wir vermuten eine Auswirkung der Digitalisierung der Schulen auch auf das Schulbuchgeschäft.
  • Das Schlimmste!
  • Wir hoffen wieder auf starken Inlandstourismus im Sommer, da wir am innerstädtischen touristischen Hotspot liegen. Im letzten Jahr hat uns das nach dem Frühjahrs-Lockdown gerettet
  • Alles! Hier eine Voraussage zu treffen, wäre mehr als vermessen. In der Tat müssen wir uns auf alles vorbereiten: Weitere Schließungen, Abbruch der Lesefreudigkeit, wenn wieder alles geht (was allerdings dauern wird). Aber auch weiter guter Umsatz bei den aktiven Unabhängigen. Von Euphorie bis Depression ist alles drin, vermutlich gleichzeitig.
  • Der zweite Lockdown beschert uns Tage mit 0,- € Umsatz. Ich denke wir werden das Geschäftsjahr NICHT überleben.

 

Die teilnehmenden Buchhandlungen setzten sich so zusammen: 65 der Teilnehmer stammte aus Buchhandlungen mit zwei bis fünf Mitarbeitern, 25 Prozent sind Solo-Buchhändler, zwölf Prozent arbeitet in Buchhandlungen mit sechs bis zehn Mitarbeitern. Sieben Prozent der Teilnehmer arbeitet in Buchhandlungen mit mehr als 10 Angestellten.