GfK-Halbjahresbilanz zu internationalen Buchmärkten

Viele Corona-Verlierer - aber auch Gewinner

31. Juli 2020
Redaktion Börsenblatt

Corona hinterlässt Spuren: Die internationalen Buchmärkte haben das erste Halbjahr 2020 zum Teil mit einem deutlichen Minus beendet. Doch es gibt auch Ausreißer nach oben. Das zeigt eine Sonderauswertung von GfK Entertainment für sieben europäische Länder und Brasilien.

In den meisten untersuchten Regionen lagen die Umsatzrückgänge im zweistelligen Bereich, so etwa in Italien (minus 10,1 Prozent), Brasilien (minus 12,8 Prozent), Frankreich (minus 15,4 Prozent) und Spanien (minus 18,4 Prozent). In Portugal gingen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um fast ein Drittel (minus 28,3 Prozent) zurück.

Vergleichsweise gering waren die Verluste dagegen in der Schweiz (minus 4,4 Prozent), während im belgischen Flandern und in den Niederlanden sogar - trotz zwischenzeitlicher Einbußen - Zuwächse von 1,6 bzw. 4,2 Prozent generiert wurden.

Solide Umsätze vor der Corona-Krise

Das Jahr hatte für die Branche eigentlich gut angefangen: Vor dem Corona-Ausbruch hatten die physischen Buchmärkte durchaus solide Zahlen (Portugal: plus 1,0 Prozent; Spanien: plus 3,0 Prozent) beziehungsweise nur leicht negative Werte (Italien: minus 0,3 Prozent) vorgelegt, wie es in der GfK-Meldung heißt.

Während der Ausgangsbeschränkungen und der damit verbundenen Schließung zahlreicher Geschäfte brachen die Einnahmen allerdings ein – in Portugal um fast zwei Drittel, in Spanien um die Hälfte, in Italien um ein Drittel. Auch der Online-Handel konnte diese Verluste nicht ausgleichen.

„Immerhin: Seitdem die Maßnahmen gelockert wurden und Buchkäufe im stationären Handel wieder möglich sind, haben die Umsätze spürbar ins Plus gedreht“, so die GfK in ihrer Halbjahresbilanz - beispielsweise in Italien. Brasilien hingegen, das zurzeit immer noch stark von der Pandemie betroffen ist, weist seit Beginn des Lockdowns weiterhin ein Minus von 25,9 Prozent auf.

Zahlen zu den europäischen Buchmärkten in der Corona-Krise hatte jüngst auch die "Federation of European Publishers" veröffentlicht (FEP). Mehr dazu hier und in der aktuellen Printausgabe des Börsenblatts, im Thema der Woche. Dass auch der deutsche Buchhandel dabei ist, die durch Corona entstandene Umsatzlücke nach und nach zu schließen, geht aus dem aktuellen Branchen-Monitor Buch hervor (mehr dazu hier).

Im Lockdown gefragt: E-Books und Lernbücher

Zu den wenigen Genres, die während der Corona-Zeit Zugewinne verzeichnen konnten, gehören Lernbücher für zu Hause, die zum Beispiel in Frankreich (plus 62 Prozent) und Spanien (plus 134 Prozent) großen Zuspruch fanden.

Auch E-Books wurden nach GfK-Angaben verstärkt nachgefragt und steigerten etwa in Spanien ihre Umsätze auf das Dreifache.

Nach dem Ende des Lockdowns waren besonders fiktionale Literatur sowie Kinderbücher beliebt. In Frankreich etwa kletterten die Erlöse von zeitgenössischer Literatur (plus 32 Prozent), Kinder- und Jugendbüchern (plus 27 Prozent) sowie Comics und Mangas (plus 25 Prozent) deutlich in die Höhe.

Die Bestseller der Krisenzeit

Auch die Charts haben sich die Marktforscher von GfK Entertainment grenzübergreifend angeschaut:

  • Die Halbjahres-Bestsellerlisten werden größtenteils von lokalen Autoren wie Guillaume Musso, Raul Minh'Alma oder Juan Gómez-Jurado angeführt.
  • Weiterhin sehr beliebt sind auch Biografien wie Michelle Obamas „Becoming“ und Woody Allens „Ganz nebenbei“, die jeweils den vierten Platz der Non-Fiction-Halbjahres-Hitliste in Frankreich bzw. Italien besetzen.
  • Mark Mansons Ratgeber „Die subtile Kunst des darauf Scheißens“ holt Top-Positionen in Portugal und Brasilien;
  • Yuval Noah Hararis Longseller „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ steht in der Schweiz und in Spanien immer noch hoch im Kurs.

Basis der Auswertung sind die physischen Verkaufsdaten für das erste Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, jeweils für die folgenden Länder: Belgien (Flandern/Wallonien), Brasilien, Frankreich, Italien, Niederlande, Portugal, Schweiz und Spanien.