Corona-Krise und Einzelhandel

Verbände fordern Rettungspaket für Innenstädte

10. September 2020
Redaktion Börsenblatt

Die Corona-Krise habe den stationären Handel in den Innenstädten in eine nie dagewesene Krise gestürzt: In einem Positionspapier fodern mehrere Verbände, darunter der Handelverband Deutschland (HDE), daher ein umfassendes Rettungspaket von der Bundesregierung. Zudem legen sie einen Sechs-Punkte-Plan zur Belebung der Innenstädte vor.

Die Corona-Pandemie habe zu drastischen Umsatzrückgängen, Geschäftsschließungen und Kundenabwanderung zum Online-Handel geführt, heißt es in einer Mitteilung zum Positionspapier vom 8. September ("Stoppt den Niedergang unserer Innenstädte"), das die Bundesstiftung Baukultur, der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. (DV), der Handelsverband Deutschland (HDE) und urbanicom gemeinsam verfasst haben. Corona habe "den stationären Handel in den Innenstädten in eine nie dagewesene Krise gestürzt; vielen Zentren drohen Leerstand und Funktionsverlust", befürchten die vier Verbände.

In ihrem Positionspapier rufen sie dazu auf, dem Niedergang mit einem kreativen Zusammenwirken möglichst vieler Innenstadtakteure zu begegnen, legen dafür einen Sechs-Punkte-Plan vor, und fordern von der Bundesregierung ein umfassendes Rettungspaket zur Innenstadtstabilisierung, unter anderem mit einem Sonderprogramm der Städtebauförderung über 500 Millionen Euro jährlich.

"Nur wenn Handel und Gastronomie, Immobilieneigentümer, soziale und Bildungseinrichtungen, urbane Produktion und Handwerk sowie Kreative und Kulturschaffende zusammenwirken, können neue multifunktionale Nutzungen und Geschäftsideen entstehen, die die Menschen wieder in die Zentren ziehen", erkärt Michael Groschek, Präsident des DV.
 

Der Sechs-Punkte-Plan

Die Vorschläge der Verbände im Überblick:

  1. Innovative, multifunktionale und kreative Konzepte für die Innenstädte von morgen. Unter anderem wird die Verbindung zu regionalen und nachhaltigen Produkten genannt. Die Potenziale kreativer und kulturwirtschaftlicher Akteure sollen eingebunden werden.
  2. Lokale Aktionsgruppen sollen alle relevanten Innenstadtakteure einbeziehen und miteinander geeignete Aktivitäten zur Stärkung der Innenstädte aushandeln und auf den Weg bringen. Dazu zähle etwa eine attraktive Nutzungsmischung und angepasste Mietenpolitik.
  3. Eine konsequente planerische Steuerung durch die Kommunen, bei einer klaren planungsrechtlichen Abgrenzung der Zentren. Zentrenschädliche Einzelhandelsstandorte und Überkapazitäten seien zugunsten einer Konzentration auf die zentralen Versorgungsbereiche in der Innenstadt zu verhindern.
  4. Eine städtebauliche und architektonische Aufwertung, um die Verweilqualität zu erhöhen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. "Die Baukultur unserer Zentren und öffentlichen Räume prägt uns alle und ist entscheidend für lebenswerte Städte und Gemeinden", so Reiner Nagel, Vorsitzender des Vorstands der Bundesstiftung Baukultur.
  5. City-und Stadtteilmarketing: Zur lokalen Beratung und Vernetzung von kleinen Geschäftsleuten, Gastronomen und Gewerbetreibenden sollten Angebote geschaffen oder ausgebaut werden. Zur Überwindung des aktuellen Bedeutungsverlusts der Innenstädte sollten vermehrt auch Kulturveranstaltungen gefördert werden.
  6. Eine leistungsfähige Digitalisierung des stationären Handels und der gesamten Innenstädte, um offline mit online zu verbinden und etwa dem Kunden, der gerne in die Innenstadt kommt, schon die Planung seines Besuchs zu erleichtern.

Forderung nach einem Rettungspaket

Von der Bundesregierung fordern die Verbände zudem ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Rettung der Innenstädte. Das Konjunkturprogramm und die Mehrwertsteuerabsenkung des Bundes hätten für Erleichterung gesorgt, "aber sie konnten nicht verhindern, dass wir schon heute viele Geschäftsaufgaben erleben", erklärt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE. Um die Verödung und damit den Identitätsverlust unserer Innenstädte zu verhindern, bräuchte es "dringend einen neuen integrierten Ansatz".

Alle Beteiligten – Bund, Länder, Kommunen und die betroffenen Wirtschaftsbranchen – müssten an einem Strang ziehen. Die vier Verbände schlagen unter anderem ein mit mindestens 500 Millionen Euro jährlich dotiertes Sonderprogramm der Städtebauförderung vor, sowie einen niedrigschwelligen Kulturfonds. Dieser soll kreativwirtschaftlichen Akteuren Mittel an die Hand geben, die Lebendigkeit und Frequenz in den Zentren zu stärken.

 

Zum kompletten Positionspapier.