Praxisbeispiele: Künstliche Intelligenz im Buchhandel

Thalia mit eigener KI-Abteilung

7. Juni 2024
Christina Schulte

Künstliche Intelligenz hält in immer mehr Buchhandlungen Einzug, mindestens einmal versucht man sich am Experimentieren. Bei den Fokustagen waren am Freitag exemplarisch zwei KI-Anwenderinnen zu Gast: Sarah Natusch von der Buchhandlung Hoffmann in Eutin und Meike Smerecnik, Head of Product Management Omni Channel Services bei Thalia.

Die Gegensätze könnten kaum größer sein: auf der einen Seite Deutschlands größter Buchhändler, der sich entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette schon länger mit KI befasst, auf der anderen Seite eine kleinere Buchhandlung, die erste Schritte macht. Ein interessantes Podium, das Karin Senft von Bücher Pustet moderierte.

Sarah Natusch ist über eine Projektgruppe beim Libri Campus auf die KI gekommen und hat sich vor wenigen Monaten erstmals konkret damit befasst. Die Buchhandlung Hoffmann ist sehr aktiv auf Social Media und holt sich beispielsweise bei der Formulierung von Buchtipps und Buchvorstellungen Hilfe von der KI. "Wir wollen die Klappentexte nicht eins zu eins wiedergeben, sondern lassen sie durch die KI umformulieren", sagt Sarah Natusch. Das klappe mal mehr, mal weniger gut. Zudem hat die Buchhändlerin schon mehrere Gewinnspiele erstellt. "Die Ergebnisse können sich sehen lassen, das ist alles sehr übersichtlich und sogar mit Emojis versehen." Ein Kollege von Natusch hat sich Unterstützung für ein Adventsrätsel geholt und 24 literaturbezogene Fragen und Antworten erstellen lassen. "Das war in einer halben Stunde erledigt", berichtet sie. "Das A und O beim Einsatz von KI ist, sehr konkret zu prompten und genau zu beschrieben, was man haben möchte."

Thalia setzt in vielen Bereich auf KI

Meike Smerecnik hatte zahlreiche Praxisbeispiele mitgebracht, die zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten für den Einsatz von KI im Buchhandel sind. Beispielsweise nutzt Thalia im Lager in Erfurt autonome Roboter, die den Kommissionierungsprozess unterstützen.

Zur Artikelpräsentation im Webshop oder in der App greife man ebenfalls auf KI zurück. Eine wesentliche Rolle spielt die Suche, die mittlerweile eine "Voll-KI-Suche" ist. "Die Suche lernt mit dem Verhalten der Kunden und macht intelligente Vorschläge", führte Smerecnik aus. Ebenso hilft die KI beim Match zwischen Kund:innen und Lieblingsbuchhändler:innen. Die Kunden geben ihre Lektürevorlieben ein und die KI bringt diese mit den Buchhändlerinnen zusammen, die sich auf diesen Gebieten besonders auskennen.

Ein wichtiger Punkt ist für Thalia der Versand. Jährlich bekomme man rund 10.000 Anfragen, wo Pakete sind, wann sie ankommen etc. Der Händler arbeitet nun mit einem Startup zusammen, das Lieferzeitprognosen erstellt, um den Kunden bestmöglich Auskunft geben zu können.

Auch im Einkauf kann sich Smerecnik künftig den Einsatz von Prognosetools vorstellen. "Die Reise geht Richtung Trendforschung und Hotlists", so die Expertin.

Um den Bereich KI organisatorisch zu verankern, gebe es seit rund einem Monat eine eigene KI-Abteilung bei Thalia. Diese habe auch zum Ziel, "jeden Mitarbeiter zu befähigen, die richtigen Tools einzusetzen und Dinge auszuprobieren."