Gastspiel von Dieter Dausien

Tabubruch

7. Januar 2021
Redaktion Börsenblatt

Mit der Rabattspreizung ist es wie beim Doping im Sport: Jeder weiß, dass es sie gibt – aber keiner spricht offen darüber. Dieter Dausien über ein Problem, das die Branche dringend lösen muss.

In unserer Branche gibt es eine heftige Diskussion darüber, ob das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) an einer entscheidenden Stelle geschärft werden soll. Es reguliert nicht nur die festen Ladenpreise, sondern in Paragraf 6 auch die Preisgestaltung zwischen Händlern und Verlagen. Zwei Grundsätze gelten hier (eigentlich):

  • Verlage dürfen ihre Händlerrabatte nicht ausschließlich am Umsatz bemessen (Paragraf 6.1), und
  • Verlage dürfen einzelnen, auch großen Händlern nicht günstigere Konditionen geben, als die Barsortimente sie erhalten (Paragraf 6. 3).

Mit der Buchpreisbindung soll ein »breites Buchangebot« gesichert werden, unter anderem, indem das Gesetz »die Existenz einer großen Zahl von Verkaufsstellen fördert«. Auch, wenn große Anbieter ihren Kund*innen daher keine Sonderpreise bieten können, können sie eine Nachfragemacht entwickeln, die ihnen durch Druck auf die Verlage maximal niedrige Einkaufspreise beschert und damit maximal hohe Handelsspannen. Denn durch die Preisbindung müssen (und dürfen) sie diese Einkaufsvorteile nicht an ihre Kund*innen weitergeben. Wenn ­dieser Prozess nicht eingehegt würde, mutierte die Preisbindung damit von einem Schutzmechanismus für eine Vielzahl kleinerer Händler zu einem Schutzmechanismus für wenige Großanbieter, denen sie eine exorbitant hohe Marge sichern würde.

Es geht darum, die Preisbindung überhaupt zu erhalten.

Dieter Dausien

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