Jahresbilanz

So hat der Deutschschweizer Buchmarkt 2024 abgeschnitten

6. März 2025
Redaktion Börsenblatt

2024 erzielte der Deutschschweizer Buchmarkt einen Gesamtumsatz von 575,7 Millionen Franken. Das waren 1,8% weniger als im Vorjahr. Das E-Book- und das Rechnungsgeschäft separat betrachtet schnitten deutlich schlechter ab. Weitere Zahlen und die Bestseller des Jahres finden Sie hier.

Der Gesamtumsatz 2024 lag damit etwas über dem von 2022 (575,0 Mio. Schweizer Franken). Das geht aus dem Marktreport 2024 (Februar 2025) hervor, den GfK Entertainment im Auftrag des Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verbands (SBVV) erstellt. 

Der Marktreport splittet den Umsatz dabei noch nach Verkauf an Privatpersonen (B2C) und Verkauf an Unternehmen und Institutionen (B2B) auf. Hier sieht 2024 die Verteilung wie folgt aus:

  • Verkauf an Privatpersonen: 430,1 Millionen Franken (2023: 433 Mio. Franken). Hierzu steuerten der stationäre Buchhandel und Onlineshops 401,4 Millionen Franken (2023: 402,7 Mio. Franken) bei – inklusive E-Books (32,3 Mio. Franken; 2023: 33,4 Mio. Franken). Das war ein Minus von 0,3% zum Vorjahr. Das Minus bei E-Books separat betrachtet betrug 3,3%. Ein weiteres Ergebnis: Gemäß Befragungen und Hochrechnungen würden heute rund 48% aller physischen Bücher, die an Privatpersonen verkauft werden, über Onlineshops bestellt.
  • Verkauf an Unternehmen und Institutionen: 145,6 Millionen Franken (2023: 153,4 Mio. Franken). Bei der Umsatzangabe handelt es sich um eine Annäherung aufgrund von Hochrechnungen. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um 5,1%

Stationärer Buchhandel und Onlineshops

Dass der Vorjahrsumsatz im stationären Buchhandel und Onlineshops der Deutschschweiz beinahe wieder erreicht wurde, sei auf die erhöhten Durchschnittspreise um rund 1% (von 22,64 auf 22,87 Franken) zurückzuführen, so der Marktreport. 

Denn der Absatz von Büchern inkl. E-Books reduzierte sich erneut, von 18,7 Millionen Stück im Vorjahr auf 18,5 Millionen in 2024, was einem Minus von 1,1% entspricht. Der Rückgang wurde aber abgebremst, im Vorjahr betrug dieser 4%.

Um die Situation der Branche beurteilen zu können, gelte es auch die Inflation zu berücksichtigen, die gemäß Schweizer Bundesamt für Statistik 2024 1,1% betrug. Die wirtschaftliche Lage der Branche, die traditionell mit geringer Profitabilität auskommen müsse, habe sich also trotz weitgehend gehaltenen Umsatzes weiter verschlechtert.

Angesichts der zunehmenden Fragmentierung des Medienmarkts, der veränderten Gewohnheiten bei der Gestaltung der Freizeit und der Konsumentenstimmung – sie verharrte auch 2024 auf tiefem Niveau – weise allerdings bereits eine Besitzstandswahrung darauf hin, dass die Branche insgesamt gut arbeitet und das Buch seinen Platz in der Gesellschaft behauptet.

Als gutes Zeichen wertet der Markreport, dass das Weihnachtsgeschäft 2024 mit einem Umsatzplus von 0,9% leicht besser lief als im Vorjahr. Das Buch bleibe ein äußerst beliebter Geschenkartikel. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum das E-Book stagniert: Es lasse sich nicht repräsentativ verschenken. Vor zwei Jahrzehnten sei die Branche davon ausgegangen, dass dem E-Book die Zukunft gehört. Diese Prognosen hätten sich nicht bestätigt: 2024 seien die Umsätze mit E-Books in der Deutschschweiz gar rückläufig gewesen, sie lagen rund 3% unter Vorjahresniveau. 

Umsatzanteile der Warengruppen 2024 (gedruckte Bücher):

  • Belletristik: 30,2%
  • Kinder- und Jugendbücher: 19,0%
  • Ratgeber: 16,0%
  • Sachbuch: 11,1%
  • Schule und Lernen: 6,4% (betrifft den verhältnismäßig kleinen Anteil der Lehrmittel, die via Buchhandel vertrieben werden)
  • Reisen: 5,9%
  • Geisteswissenschaften, Kunst, Musik: 5,0%
  • Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft: 3,4%
  • Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik: 3,1%

Die Bestseller 2024:

Gleich zehn Titel von Schweizer Autorinnen und Autoren schafften es 2024 unter die Top 20 der Jahresbestseller-Liste Hardcover Belletristik, sieben davon in die Top 10. Meistverkauftes Buch war "Vermisst – Der Fall Anna" von Christine Brand (Blanvalet), gefolgt von "Das kleine Haus am Sonnenhang" von Alex Capus (Hanser). Als erfolgreichstes Buch aus einem Schweizer Verlag platzierte sich Martin Suters "Allmen und Herr Weynfeldt" von Diogenes auf Platz 4.

Bei den Sachbüchern ging Platz 1 an "Altern" von Elke Heidenreich (Hanser Berlin), auf Platz 2 folgte die Schweizer Philosophin Barbara Bleisch mit "Mitte des Lebens" (Hanser). Erfolgreichstes Sachbuch aus einem Schweizer Verlag war "Faustregeln" von Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler, publiziert von Kein & Aber, auf Platz 7.

Bei den Kinderbüchern blieb der Dauerbrenner "Gregs Tagebuch" mit dem best- und drittbestverkauften Buch des Jahrs äußerst erfolgreich. Als Star des Schweizer Kinderbuchs erwies sich einmal mehr Globi: "Globi im Museum" aus dem Globi-Verlag erreichte Rang 5. 

Buchhandlungen und Beschäftigte:

  • Laut Markreport 2024 gibt es in der Deutschschweiz gegenwärtig 274 Buchhandlungen, die dem SBVV angeschlossen sind. Das seien rund 90% aller tatsächlich existierenden Fachgeschäfte, sämtliche Standorte der Filialisten eingeschlossen. 
  • Der stationäre Buchhandel hat 2.000 Beschäftigte. Ende 2024 gab es 44 Lernende im 1. Lehrjahr, 53 im 2. Lehrjahr und 49 im 3. Lehrjahr (insgesamt 10 weniger als im Vorjahr).

So haben die Schweizer Verlage abgeschnitten:

Der Anteil der Schweizer Verlage am Umsatz des stationären Buchhandels und der Onlineshops liegt beim physischen Buch bei 16,8% – damit im Bereich der beiden Vorjahre (2022: 16,7%, 2023: 17%). Bei der Zahl der verkauften Bücher beträgt der Anteil der Schweizer Verlage 12,9%, im letzten Jahr waren es 12,7%.

Über 80% der in der Schweiz verkauften Bücher stammen aus Deutschland und Österreich, so der Markreport. 11,7% des von Schweizer Verlagen erwirtschafteten Umsatzes entfallen auf Diogenes, Nummer zwei ist AT mit 5,7%. Auch diese Werte sind praktisch identisch mit jenen des Vorjahrs. Deutschland ist der weltweit drittgrößte Markt für Bücher (nach den USA und China) und das mit Abstand wichtigste Absatzgebiet für Schweizer Bücher. Schätzungen zufolge stamme etwa jedes 35. in Deutschland verkaufte Buch aus der Schweiz.