Hinter dem Kinderbuch steckt die Idee, traditionelle Märchen neu zu erzählen. Autor*innen wie Judit B. Tóth, Zoltán Csehy, Petra Finy und Dóra Gemesi berichten von diversen Held*innen: einem schwulem Prinzen, Aschenputtel mit einem alkoholkranken Vater, einem Hase mit drei Ohren und Schneewittchen als schwarze Prinzessin.
Kurz nach seinem Erscheinen wurde das Kinderbuch in Ungarn Gegenstand einer monatelang anhaltenden politischen Debatte und von der Regierung zum Anlass genommen, um homo- und transphobe Gesetze einzuführen. Kritik gab es seitens ultrakonservativer und rechtsradikaler Gruppen und des Regierungschefs Viktor Orbán aus, die das Buch als Angriff verstanden auf die von ihnen vertretenen "traditionellen" Familienwerte.
Ungeachtet der Boykottversuche entwickelte sich „Märchenland für alle“ seitdem zum Bestseller und wurde in die „White Ravens“ 2021 aufgenommen, eine Liste, die 200 hochwertige internationale Kinder- und Jugendbücher herausstellt. Demnächst wird es in weiteren europäischen Ländern erscheinen. Die Herausgeber Labrisz Lesbian Association haben die Rechte jetzt international verkauft.
„Dieses Buch leistet etwas Großartiges: Es holt diverse Rollenbilder in die Kinderzimmer und schafft dadurch Orientierung. Die verschiedenen Heldinnen und Helden der Märchengeschichten erfahren im realen Leben immer noch viel zu häufig Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Auch die Autorinnen und Autoren wurden wegen ihres Einsatzes für gleichberechtigte Vielfalt angegriffen“, so die Stern-Chefredakteur*innen Anna-Beeke Gretemeier und Florian Gless. Der Stern will mit der Übersetzung ein Zeichen für Meinungsfreiheit setzen und sich für Toleranz, Demokratie und ein gemeinschaftliches Miteinander einzusetzen.