Studie zur Wertschöpfung im Onlinehandel

"Onlinehandel ist nachhaltiger als sein Ruf"

1. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Eine Studie der Universität zu Köln und dem IFH Köln untersucht die Wertschöpfung des Onlinehandels in Deutschland. Betrachtet wurde der Onlinehandel in Sachen Kundenbedürfnisse, Beschäftigung, Auswirkungen auf Kleinbetriebe, Filialnetze und Nachhaltigkeit.

Immer wieder wird auf den Online-Handel geschimpft. Er sei unökologisch und zerstöre traditionelle Handelsstrukturen. Doch welchen Wert schafft der Onlinehandel in Deutschland? Welche volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung hat der Onlinehandel in Deutschland tatsächlich unabhängig von emotionalisierten Diskursen? Untersucht wurde diese Fragen durch Werner Reinartz von der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln in der Studie „Wertschöpfung im Onlinehandel“.

„Onlinehandel in Deutschland ist mittlerweile weit mehr als das Geschäft der reinen Onlinehändler – Multi-Channel-Handel ist die Regel. Die Wertschöpfung des Onlinehandels geht ebenso weit über die Frage nach Online versus Stationär hinaus“, erklärt der Wirtschaftswissenschafter Werner Reinartz. „Unsere Studie zeigt, dass der Onlinehandel Wert für Konsumentinnen und Konsumenten UND Unternehmen schafft, als Innovationstreiber fungiert und den stationären Handel in vielerlei Hinsicht unterstützt.“

Die Ergebnisse haben die Kölner in acht Kernthesen zusammengefasst.

These 1: Onlinehandel schafft Wertschöpfung

Allein der B2C-Onlinehandel erreichte 2020 13 Milliarden Euro direkte volkswirtschaftliche Wertschöpfung (Nettobeitrag zum Bruttoinlandsprodukt). Das sind 12,7 Prozent des gesamten Einzelhandels. Dabei schaffe der Onlinehandel nicht nur direkten Mehrwert, sondern auch indirekt: Dienstleistungsgewerbe, Hersteller und Großhandel profitieren ebenso vom Onlinehandel. Ebenso spiegele sich die Bedeutung des Onlinehandels im Export, in Unternehmensgründungen und im Innovationsgrad der Branche wider.

These 2: Online-Shops der Multi-Channel-Händler stützen maßgeblich das Filialnetz der großen Filialisten

Mit Blick auf die Umsätze der Top 15 Multi-Channel-Händler generiere ausschließlich der Online-Handel Umsatzzuwächse, während das stationäre Geschäft mit Frequenzverlusten kämpfe. Die Filialen übernehmen zunehmend andere Funktionen im Kontakt mit den Kund*innen.

These 3: Plattformen stützen kleinbetriebliche Fachhändler

Das IFH Köln nimmt an, dass 44 Prozent des Onlinehandels allein auf Marktplätzen getätigt wird, weil dort die Zahl der Händler deutlich wächst. Online-Marktplätze sind niedrigschwellige Verkaufsplattformen für kleine Fachhändler. Gleichzeitig steige jedoch der Wettbewerb auf diesen Plattformen durch größere Anbieter und den Direktvertrieb durch Hersteller.

These 4: Onlinehandel ermöglicht kleinen Händlern globale Absatzmärkte zu erschließen

Insbesondere auf Nischenmärkten ermöglicht es der Onlinehandel, insbesondere auch über Plattformen, kleineren Händlern Zugriff auf globale Absätzmärkte zu erreichen. Allen voran seien Lederwaren, Kunst und Antiquariate.

These 5: Onlinehandel ist Innovationsmotor für die Handelsbranche

Die Innovationen des Onlinehandels treibe das Innovationsverständnis des gesamten Handels. Viele neue Ideen des Handels hätten außerdem ihren Ursprung in der Digitalisierung und dem E-Commerce und treibt digitale Innovationen am Point of Sale.

These 6: Onlinehandel schafft Beschäftigung

Die Zahl der Beschäftigten im Online-/Versandhandel hat sich in den letzten 10 Jahren auf 233.000 erhöht. Das ist ein Plus von 155 Prozent und übersteigt damit den Zuwachs im Einzelhandel.

 

These 7: Onlinehandel deckt die Kundenbedürfnisse nach convenienter Versorgung

Der Onlinehandel erfülle grundlegende Kundenbedürfnisse nach Bequemlichkeit und Produktversorgung und ist fest im Alltag der Konsument*innen verankert. Er helfe auch die Versorgungssicherheit in ländlichen Regionen sicherzustellen.

These 8: Onlinehandel ist nachhaltig(er) als sein Ruf

Obwohl aus Konsumentensicht der stationäre Handel knapp als umweltfreundlichere Alternative wahrgenommen wird, verursache der Onlinehandel in den betrachteten Kategorien (Fast Moving Consumer Goods, Bücher und Elektronikprodukte) bei der Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette nur circa 25 bis 40 Prozent der CO2-Emssionen des stationären Handels.