Nach welchen Kriterien wird eingekauft?
Schon die etablierten Kinderbuchserien nehmen viel Regalfläche ein – und im Moment kommt eine Flut neuer hinzu. Wie treffen Buchhändler:innen ihre Auswahl aus der Fülle?
Schon die etablierten Kinderbuchserien nehmen viel Regalfläche ein – und im Moment kommt eine Flut neuer hinzu. Wie treffen Buchhändler:innen ihre Auswahl aus der Fülle?
»Wir haben nur sehr begrenzten Platz in unserer Kinderbuchhandlung im Zentrum Münchens. Deswegen verzichten wir auf die Bevorratung ganzer Serien. Da unser Schwerpunkt auf Illustration liegt, aber auch auf Büchern eher abseits des Mainstreams, haben wir ›Woodwalkers‹ etc. sowieso nicht vorrätig. Wir wollen in unserem Laden vor allem Bücher präsentieren, die es nicht stapelweise in den großen Buchhandlungen zu kaufen gibt, und ihnen so ein anderes Gewicht geben. Über die bekannten Serien werden die Kinder durch Freunde informiert, darauf muss man sie nicht aufmerksam machen. Die Kinder aus der Nachbarschaft bestellen bei uns einfach den neuesten Band von ›Gregs Tagebuch‹ und holen ihn am nächsten Tag ab. Viele Kinder kommen selbstständig zu uns und stöbern nach Büchern oder bestellen.«
»Serien sind klasse, das weiß schon jeder Zehnjährige. Wer mag nicht ›Einschwein‹ oder ›Land of Stories‹? Nur leider haben sie in unserem 24 Quadrameter kleinen Lädchen keinen Platz. Wir bieten gerne den ersten Band einer vielversprechenden neuen Serie an, dann ist das Feuer entfacht. Wer brennt, bestellt nach. Oder wir verweisen an die Bibliothek, wo bestimmte Serien bis zum bitteren Ende gesammelt werden, zum Beispiel die ›Warrior Cats‹. Und da die Bibliothek auch bei uns bestellt, kommt der Umsatz auf diesem Wege herein. Moment, eine Ausnahme gibt es – die illustrierten Ausgaben von ›Harry Potter‹, sowohl die von Jim Kay als auch die von MinaLima. Da haben wir für die Sammler immer den aktuellen Band vorrätig. Und zum Weihnachtsgeschäft auch alle bereits fertigen Teile. ›Harry Potter‹ ist nun mal Weltliteratur, die gehört unbedingt in unser Sortiment.
Ansonsten stimmt es natürlich, dass die Verlage inflationär auf Serien setzen. Da wird es mitunter zur Kunst, tragfähige Einzeltitel zu finden. Wenn die dann überragend ankommen bei den Kids, darf es auch gern mal ein Nachfolgeband sein. Bei uns ist das Verhältnis zwischen Serien und Einzeltiteln etwa 20 zu 80. Bei den Kundenbestellungen allerdings eher umgekehrt.«
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