Die Deutsche Bahn lasse ihre Mieter in den Bahnhöfen mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht allein, sagte eine Sprecherin auf Anfrage des Börsenblatts. Bereits im Frühjahr habe die DB "schnell und pragmatisch" geholfen und eine Stundung der Mieten für April und Mai sowie nach Bewertung der jeweiligen Situation auch ein Abmindern der Miete angeboten. Die Mieter in den Bahnhöfen hätten von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Insbesondere auch mit den Vertretern des Bahnhofsbuchhandels befinde sich die DB aktuell in intensiven Gesprächen, um "kurzfristig eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden."
Die Mieten des Bahnhofsbuchhandels richten sich normalerweise nach dem erzielten Umsatz, doch die Mietvereinbarungen garantieren den Vermietern zusätzlich eine hohe Mindestmiete, in der Regel 90 Prozent der zu erwartenden Umsatzmiete. Wegen der aktuellen Umsatzausfälle befände sich die fällige Miete bereits drei- bis fünffach über dem Betrag, der bei einer reinen Umsatzmiete zu zahlen wäre. Auch auf lange Sicht sieht der Verband keine Chance, den entgangenen Umsatzverlust nachträglich zu realisieren.
Mit den Flughäfen habe man langfristige Aussetzung der Mindestmieten und Anpassungen der Umsatzmieten bereits vereinbaren können. Mit dem wichtigsten Vermieter des Bahnhofsbuchhandels, der DB Station & Service, gebe es für die laufende zweite Welle der Pandemie noch keine vergleichbaren Zugeständnisse, auch wenn das Unternehmen grundsätzlich Gesprächsbereitschaft und Lösungen für das Jahr 2021 in Aussicht gestellt hat. Der VDBB-Vorsitzende Torsten Löffler betont jedoch die Dringlichkeit der Anpassung. „Unsere Branche braucht noch im vierten Quartal 2020 tragfähige und nachhaltige Lösungen.“
„Der Bahnhofsbuchhandel ist systemrelevant für die Verlagsbranche und die Lesekultur in Deutschland“, so Löffler weiter. „Ohne eine kurzfristige und dauerhafte Anpassung der Mietmodalitäten an Verkehrsstandorten an die neue Realität - während und nach Covid19 - ohne eine faire Risikoverteilung zwischen Vermietern und Mietern, wird der Bahnhofsbuchhandel wie wir ihn kennen, als Schutzraum der Pressevielfalt und der freien Meinungsbildung, schon bald Geschichte sein.“