Anwältinnen und Steuerberater bestellen bei Manz fast nur noch telefonisch oder online: Die 1849 gegründete Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung hat am 16. Juni ihr Ladengeschäft am Wiener Kohlmarkt geschlossen.
Buchhandlung Manz in Wien mit dem prächtigen von Adolf Loos 1912 entworfenen Portal
Die Buchhandlung am Kohlmarkt 16 mit denkmalgeschütztem Portal befindet sich in 1A-Lage im 1. Bezirk Innere Stadt. Der nach hinten versetzte Eingang und die indirekte Beleuchtung von oben orientierte sich im Erbauungsjahr 1912 an Erkenntnissen der Psychoanalyse und sollte eine Sogwirkung auf die Passanten haben.
"Mit der fortschreitenden Digitalisierung von Anwält:innen, Steuerberater:innen und Richter:innen haben sich auch deren Kaufverhalten und Bedürfnisse geändert", erklärt Susanne Stein-Pressl, die geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens. "Unsere Webshop-Umsätze sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Die Kundinnen und Kunden bestellen heute weitgehend online über E-Mail oder Webshop oder sie rufen einfach bei unserer Kundenbetreuung an."
All das bedeute, dass ein stationäres Ladengeschäft für juristische Fachbücher und Fachzeitschriften an Bedeutung verloren habe und sich der Betrieb in einer Premiumlage wie dem Wiener Kohlmarkt wirtschaftlich leider nicht mehr sinnvoll darstellen lasse.
Die Manz'sche Fachbuchhandlung am Kohlmarkt 16 in Wien
"Die Mitarbeiter:innen der Buchhandlung sind weiterhin bei MANZ beschäftigt und verstärken mit ihrer Fachexpertise das Account Management, Kundenbetreuung und Rechtsakademie", so Stein-Pressl. "Wir blicken jedoch gerne und mit Dankbarkeit auf die lange Geschichte unserer Buchhandlung zurück, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren 'Rechtsuchende' mit qualitativ hochwertiger, juristischer Fachliteratur sowie kompetenter Beratung versorgt hat. Der vertraute Rundgang durch das Geschäft wird in Kürze auch weiterhin möglich sein – in Form eines virtuellen 3D-Rundgangs über unsere Website." Die Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung ist, nach einer einer Beteilung von Wolters Kluwer von 40 Prozent im Rahmen einer strategischen Partnerschaft von 1997 bis 2018, ganz im Besitz der Eigentümerfamilien Stein und Fliri.
