Gastspiel von Katja Marx über Literatur im Radio

Literatur übers Radio zu den Menschen bringen

24. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Debatte über die von vielen als zu gering erachtete Aufmerksamkeit des Rundfunks für Bücher hält an. Hier erläutert die Hörfunkdirektorin des NDR, Katja Marx, das Konzept und die Absicht ihres Senders.

Bücher sind lebenswichtig, sie sind Teil unserer gesellschaftlichen Verständigung. Ihre unerschöpfliche Kraft trägt zur Freiheit und zum öffentlichen Diskurs bei. Beides ist für eine Demokratie existenziell. Diesen Anspruch teilt die ­Literatur mit den öffentlich-rechtlichen Kulturangeboten. 

Unser beider Anspruch ist unerschütterlich, auch wenn die Wege, ihn einzulösen, heftig in Bewegung geraten sind. Mit Recht wird von uns Öffentlich-Rechtlichen erwartet: Seid innovativ, seid beweglich, seid modern. Pflegt einen breiten Kulturbegriff, steht euch dabei nicht selbst im Weg. Im NDR bündeln wir deshalb unsere literaturjournalistische Expertise und programmliche Stärke in einem crossmedialen Programmbereich Kultur. Unser Ziel ist es, so auch mit dem Thema Literatur mehr Menschen zu erreichen und für das Lesen zu begeis­tern. In diesem Angebot sind uns 250 exklusive Buchrezen­sionen pro Jahr im klassischen Radioprogramm NDR Kultur ebenso wertvoll wie unsere erfolgreichen Bücherpodcasts »Eat.Read.Sleep« oder »Land in Sicht. Bücher zum Überleben« mit der Autorin Lisa Kreißler.

Literatur ist für alle da. Aber sie wird längst nicht von allen wahrgenommen. Es ist unsere Aufgabe, sie zu den Menschen zu bringen. Dabei darf es nicht darum gehen, die Liebhaber der unterschiedlichen Formate gegeneinander auszuspielen, auch wenn sie einander manchmal verständnislos gegenüberstehen. Unser öffentlich-rechtlicher Auftrag ist dort am größten, wo wir Lücken schließen. Deshalb bauen wir das reichweitenstärkste Onlinekulturportal im Norden, mit einem breiten Literatursegment. Deshalb setzen wir unsere Reihe »Der Norden liest« crossmedial auf und verbreiten die Hörspiele unserer Abteilung Radiokunst längst auch jenseits des klassischen ­Radios. Literatur ist es wert, auf ein breites Publikum zu treffen. Und unsere Gesellschaft ist es wert, diese Angebote zu ­bekommen – wo und wann immer man möchte.

Wer weiß: Heinrich Heine und Mark Twain würden heute vielleicht einen Podcast machen.

Katja Marx

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