Zwischenbilanz zum Lesungsfonds

"Noch reichlich Kapazitäten"

21. Juli 2020
Sabine van Endert

250.000 Euro haben die Bonnier-Verlage an den Förderverein Buch überwiesen – zur Finanzierung der Honorare für Veranstaltungen, die von Buchhandlungen organisiert werden. Seit 13. Juli können Buchhandlungen sich um die Förderung bewerben, über 150 haben es schon getan.

500 Euro beträgt die Förderung bei Einzellesungen, je 400 Euro gibt es, wenn zwei Autor*innen, Übersetzer*innen oder Sprecher*innen auf der Bühne stehen. Gino Leineweber, Schatzmeister im Förderverein Buch, schätzt, dass aus dem Bonnier-Topf insgesamt etwa 450 Veranstaltungen gefördert werden könnten. Eine Übersicht über die Anzahl bisher erfolgen Ablehnungen und Zustimmungen gibt es noch nicht.

Eine Zusage für eine Lesung hat u.a. Vera Kahl erhalten. Ihre Buchhandlung Blattgold finanziert damit das Honorar für die Autorin Stefanie Gregg, die auf Einladung der Buchhandlung schon am 23. Juli in der Hl. Geist Kirche Moosach aus ihrem Buch "Nebelkinder" (Aufbau) vor maximal 30 Gästen lesen wird.

Nicole Jünger, Buchladen am neuen Markt in Meckenheim, hat sich mit dem örtlichen Lions Club zusammengetan und eine Lesung mit Judith Merchant organisiert. „Ich hätte mich ein bisschen geniert, aber da es eine Benefizveranstaltung ist und wir keinen Eintritt bekommen, fand ich es in Ordnung, dort anzufragen“, sagt sie.

 

 

Kriterien für die Bewilligung

Aber nicht alle Anträge auf Förderung werden bewilligt. Absagen gingen u.a. bereits an die Buchhandlungen Hoffmann (Achim), Dölker (Salach) und Lorenzen (Hermeskeil) raus. Eine Begründung erhalten die Buchhandlungen nicht.

Die Anträge werden vom Vorstand des Fördervereins entschieden, der durch eine Arbeitsgruppe „Lesungsfonds“ beraten wird, die sich aus Mitgliedern des Vereins, Autoren und Autorinnen sowie Übersetzern und Übersetzerinnen und anderen ehrenamtlichen Aktiven aus der Branche zusammensetzt. Gino Leineweber: „Die Anträge werden von dem Entscheidungsgremium im Einzelnen geprüft, das dabei auf die unterschiedlichsten Situationen trifft, über die alle individuell entschieden werden muss. Aus arbeitstechnischen Gründen können wir die Erwägungen, die zur Ablehnung führen, nicht kommunizieren.“

Zur Ablehnung führen zum Beispiel Veranstaltungen, die bereits vor längerer Zeit angekündigt wurden. „Wir wollen mit unseren Förderungen erreichen, dass Buchhandlungen, die aufgrund der Einschränkungen keine Veranstaltungen durchführen können, dies wieder tun, weil wir ihnen dabei finanziell helfen“, begründet Leineweber. Außerdem sollen vor allem Autorinnen und Autoren gefördert werden, die besonders unter wirtschaftlichem Druck ihrer coronabedingt ausgefallenen Veranstaltungen stehen. Für eine Lesung mit Klaus-Peter Wolf dürfte es also eher keine Förderung geben. Mit der Abfrage „Gattung/Genre“ im Förderantrag möchte der Förderverein zudem sicher stellen, dass möglichst viele verschiedene Genres gefördert werden.

 

"Noch reichlich Kapazitäten"

Wer es noch einmal versuchen möchte: Buchhandlungen, die mit einem Antrag abgelehnt wurden, können für eine andere Veranstaltung einen neuen Antrag stellen. „Es gibt noch reichlich Kapazitäten“, so Leineweber.  

Anlass für Bonniers Spende war übrigens die Reduzierung der Mehrwertsteuer. Falls andere Verlage dem Beispiel folgen und die drei Prozent an die Branche weitergeben wollen – der Förderverein Buch würde sich freuen!