Buchwert-Regionaltreffen zur Leseförderung

Leseförderung: "Die Politik ist gefordert"

20. November 2024
Redaktion Börsenblatt

Das Regionaltreffen der Verbundgruppe Buchwert führte über 30 Buchhändler:innen zur Verlagsgruppe Oetinger nach Hamburg. Im Mittelpunkt des Programms stand die Leseförderung - und was der Buchhandel dazu beitragen kann.

Die Podiumsdiskussion

Lesebegeisterte Kinder von heute sind die Buchkäufer:innen von morgen. "Wie können wir heute Geschichten erzählen?", ist deshalb eine zentrale Frage, die sich insbesondere Kinderbuchverlage stellen müssen.

Einen Einblick gab Thilo Schmid, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Verlagsgruppe Oetinger beim Regionaltreffen der Verbundgruppe Buchwert in Hamburg. Mit einer konsequenten Zielgruppenausrichtung und die Ergänzung um moderne Medien habe sich die Verlagsgruppe Oetinger in den letzten Jahren neu erfunden, heißt es in der Pressemitteilung von Buchwert. 

Ergebnis ist unter anderem die bildreiche Reihe "Splash", die moderne Lese- und Sehgewohnheiten mit spannenden, humorvollen und actionreichen Geschichten kombiniert, um Anreize zu setzen - auch Kindern, die erst an das Buch herangeführt werden müssen. 

"Unser Ziel ist es, Kinder bei ihren Bedürfnissen abzuholen und Hemmschwellen zu senken", so Alexandra Fürtauer, Vertriebs- und Verkaufsleiterin von Oetinger. Dazu gehöre auch, Produkte gemeinsam mit jungen Familien zu entwickeln und sich nicht nur auf Marktstudien zu verlassen. Dafür der Verlag die digitale und analoge Online-Plattform Oetinger User LAB gegründet, die Meinungsbilder einholt und in die sich jetzt auch Buchhändler:innen einbringen können. 

Auf der Agenda des Regionaltreffens stand auch die Rolle des Buchhandels an der Leseförderung. Sie wurde während einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Birgit Stegner-Arez debattiert.

Oetinger-Verlegerin Julia Bielenberg sieht Leseförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie "kann nicht nur durch ehrenamtliches Engagement, Kinder- und Jugendbuchautor:innen, Buchhandlungen und einige wenige Kinderbuchverlage geleistet werden. Die Politik ist gefordert, deutlich mehr Mittel bereit zu stellen und sich diesem Zukunftsthema intensiv zu widmen." Ohne Lesekompetenz und Textverständnis sei kein schulischer Erfolg möglich, mangelnde Bildung hemme die Entwicklung des Kindes und verhindere darüber hinaus die Möglichkeit, sich auszudrücken und kritisch mit der komplexen Welt auseinander zu setzen.

Pia Löber-Wille, Lese- und Literaturpädagogin in Kindergärten und Schulen, ergänzt, dass nicht nur zu wenig vorgelesen werde, sondern insgesamt zu wenig gesprochen werde. 

Tanja Eger, Sprecherin der IG Leseförderung und für Leseförderung in der Buchhandlung Eulennest in Baden-Baden zuständig, betont die Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. Wie diese für Buchhandlung gewinnbringend sein könne, würden kreative Ideen wie Schaufensterwettbewerbe, Mitmach-Lesungen und Motto-Abende zeigen. Auch die Lesetüte sei ein Erfolgsmodell. "Denken Sie in Kooperationen, suchen Sie sich Förderpartner", empfiehlt die Buchhändlerin.

Das hat auch Joachim Becker, Mitbegründer des Vereins Leseförderung Ahrensburg e.V. und Inhaber der Buchhandlung Stojan für sich entdeckt und so ein zehntägiges Kinderbuchfestival aus der Taufe gehoben. "Ohne Sponsoren und Ehrenamtliche hätte der Verein das nie geschafft", so sein Resümee. Der Lohn für die Mühen: immer mehr junge Familien kaufen ihre Bücher bei Stojan, der Umsatzzuwachs im Kinderbuch ist zweistellig. 

Über 30 Teilnehmer:innen kamen zum Regionaltreffen der Verbundgruppe Buchwert.