Bibliotheken schreiben ihre Etats europaweit aus

Leipziger Buchhandel verzweifelt an der Stadt

17. Mai 2022
Nils Kahlefendt

Viele stationäre Buchhändler in Leipzig sind entsetzt über ihre Stadtverwaltung. Durch eine Ausschreibung zum Bezug preisgebundener Bücher fühlen sie sich gezielt ausgebootet. Die Hintergründe eines ärgerlichen Vorgangs.

Wenn gar nichts geht, geht manchmal noch schwarzer Humor. So konnte man Peter Hinke letzte Woche bei einer spontan einberaumten szenischen Lesung vor Kunden aus der „Eigenerklärung zur Verordnung (EU) 2022/576 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 833/2014“, vulgo „Russland-Erklärung“, beobachten, in der sich der Unterzeichnende zur strikten Vermeidung alles Russischen verpflichtet – „es sei denn, du betreibst ein Atomkraftwerk, lagerst Brennstäbe oder hast ein zwischenstaatliches Raumfahrtprogramm am Start“.

 

Hinke aber ist Buchhändler und Verleger, dekoriert mit allem, was in der Branche gut und teuer ist, dem Chef aber im konkreten Fall auch nicht weiterhilft. Die lustige Erklärung ist Teil eines Konvoluts, welches die moderne Verwaltung Leipzig am 22. April – passenderweise der Vortag des UNESCO-Weltbuchtags – auf einem Vergabeportal digital zugänglich machte. Hinke brauchte einige Stunden, um sich durch die Unterlagen zu pflügen, ihre Brisanz schwante ihm erst ganz allmählich.

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