Letzte Woche habe ich eine katholische, öffentliche Bücherei besucht. Sie hat mir gefallen. Besonders in Erinnerung habe ich aber das Figurenensemble im Entree. Traut nebeneinander, exakt gleich hoch, ein geschnitzter Heiliger und der Hygienespender. "Corona ist doch vorbei", sagte ich fragend. "Aber sie stehen so schön nebeneinander", meinte die Büchereileitung. Wir rutschten in unsere jeweiligen Richtungen. Denn es ist ja auch noch Winter. Ganz normal, mit Eis und Schnee. Am Auto kratzen, vor der Türe streuen. Sowas.
Ich freue mich gerade, wenn etwas funktioniert, wie ich das gewohnt bin. Das Wetter im Januar. Menschen mit Schnupfen. Die gelbe Post oder auch DPD. Und da spätestens wird es schwierig. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass eintrifft, was man gerne hätte. Ob es nun vorgemerkte Bücher sind, Postkarten in der vorgesehenen Qualität oder auch Kund:innen in ausreichender Zahl, die dann hinreichend Umsatz machen. Darauf ist jeweils kein Verlass zurzeit, und es wäre bei anderslautender Rhetorik vermutlich gar nicht so ein Problem.
Kund:innen werden aber medial versichert, der Buchhandel sei unvermindert leistungsfähig. Die Leistung ist dabei vordefiniert, nämlich Lieferfähigkeit um jeden Preis. Ich finde das schwierig. Service ist nur dann guter Service, wenn er auch funktioniert. Ich verspreche seit einiger Zeit Bücher nur auf den übernächsten Tag, und es ist selten ein Problem. Die Statistik zeigt, dass Bestellungen kaum einmal am Folgetag abgeholt werden. Es sei denn, minderrabattierte Artikel, die Amazon nicht mehr portofrei anbietet. Warum nur?
Genauso die Anfrage, ob das Buch umsonst geliefert werden könne. Man würde mich natürlich unterstützen, aber bitte portofrei. Ich sage gern: "Ihnen entstehen keine Versandkosten, mir schon." Schweigen. Wenn ich ergänze, dass es sich um Sammelbestellungen handele, die insgesamt günstiger kämen, leuchtet das manchmal ein. Nicht immer. Auch das Argument der Nachhaltigkeit wird abstrakt gern genommen. Aber dass allzu viele Ansichtsbestellungen weder der Ökobilanz noch meinem Rohertrag dienlich sind, gefällt im Einzelfall nicht immer.
Dabei sollten wir uns nicht unter Wert verkaufen. Es ist heute Goldstandard, wenn man da ist und mehr als Warengruppenabos auf Frontale zeigen kann. Noch wichtiger: Gelesen zu haben, informiert zu sein. Nicht jedem gefällt alles. Das weiß man nur, wenn man die Menschen kennt. Deswegen war ich neulich beim Heiligen Laurentius in Westerwiehe. Sein Freund, der Seifenspender, wird sicher nächstens aufgeräumt. Der Sortimentsbuchhandel hoffentlich nicht gar so schnell, aber dafür müssten wir ehrlich reden.