Buchhändler bekommt Auszeichnung für Zivilcourage

Heinz J. Ostermann: "Der beste Schutz ist die Öffentlichkeit"

30. Januar 2025
Margit Lesemann

Der Berliner Buchhändler Heinz J. Ostermann erhält im März für seine Zivilcourage und sein Engagement gegen Rechtsextremismus den Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort". Vier Fragen an den Preisträger.

Heinz J. Ostermann

Heinz J. Ostermann, Inhaber der Buchhandlung Leporello in Berlin-Neukölln, wird für seine Zivilcourage und sein Engagement gegen Rechtsextremismus in diesem Jahr mit dem Preis der 16 Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" geehrt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung geht außerdem an Jens-Christian Wagner, den Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. Dies hat der Bund der Lutherstädte bereits im November einstimmig beschlossen, wie erst jetzt mitgeteilt wurde. Die Preisverleihung findet am 28. März in Augsburg statt.

Heinz J. Ostermann ist u.a. Mitbegründer der Initiative "Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus", was die Buchhandlung mehrfach zum Ziel von Anschlägen machte. Dennoch habe Ostermann sich nicht einschüchtern lassen, sondern zusätzlich die Neuköllner Initiative "Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt" angestoßen, heißt es in der Jurybegründung. "Mit dieser Initiative und seiner Buchhandlung Leporello als wesentlichem Anker setzt er sich seit 2018 beständig und mit unterschiedlichsten Formaten für demokratische Werte, gegenseitigen Respekt, Toleranz und Vielfalt ein."

Lieber Herr Ostermann, was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Heinz J. Ostermann: Ich war sehr überrascht, als ich den Anruf zu dieser Ehrung bekam. Und ich musste erstmal tief Luft holen, als ich gesehen habe, welche hochkarätigen engagierten Menschen diesen Preis schon bekommen haben. Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, betrachte es aber auch so, dass ich stellvertretend für viele andere engagierte Demokrat:innen und Antifaschist:innen ausgezeichnet werde. Allein in meinem Umfeld fallen mir mehrere Personen ein, die schon seit Jahren aktiv gegen Rechts sind und den Preis sicher auch verdient hätten.

Woher rührt ihr unermüdliches Engagement gegen rechts?

Heinz J. Ostermann: Ein wesentlicher Punkt ist die direkte Betroffenheit. Das beginnt damit, dass man meinen beiden adoptierten Kindern ansieht, dass bei ihnen ausländische Einflüsse existieren. Nicht von ungefähr ist deshalb jede Form von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit für mich nicht tolerabel. Das spielte sicher auch mit rein bei meiner frühen Positionierung zusammen mit anderen Neuköllner Buchläden gegenüber der AfD und dem aufkommenden antidemokratischen Rechtspopulismus. Das wiederum war dann der Auftakt zu den Anschlägen auf mich bzw. meine Buchhandlung.

Geehrt werden Sie, weil Sie Ihre Überzeugungen auch gegen Widerstand verteidigt haben. Haben Sie angesichts der gefährlichen Einschüchterungsversuche jemals daran gedacht aufzugeben?

Heinz J. Ostermann: Aufgeben hätte bedeutet, dass die Rechten ihr Ziel, mich einzuschüchtern und mundtot zu machen, erreicht hätten. Den Gefallen wollte ich ihnen nicht tun. Ich habe es immer so gesehen, dass der beste Schutz die Öffentlichkeit ist.

Gibt es etwas, das sie aus den Anschlägen gelernt haben?

Heinz J. Ostermann: Im Endeffekt, dass es richtig war, nicht klein beizugeben. Dass man, wenn man sich bewegt, Unterstützung und Solidarität erfährt. Das gilt für den Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, die Kund:innen, aber auch für die Unterstützung des Berliner Landesverbandes des Börsenvereins.