INTERVIEW DER WOCHE

Geld und Ehre!

5. März 2021
Redaktion Börsenblatt

Kulturstaatsministerin Monika Grütters lobt den Deutschen Buchhandlungspreis zum 7. Mal aus. Stefan Weidle ist Vorsitzender der Jury, die über die Vergabe dieser Qualitätsauszeichnung entscheidet. Im Interview erläutert Weidle, was den Preis im zweiten Corona-Jahr prägt.  

Der Bewerbungszeitraum für den Deutschen Buchhandlungspreis hat gestern begonnen. Und gerade jetzt dürfen Buchhandlungen nach einem monatelangen Lockdown öffnen. Meinen Sie, die Buchhändler*innen haben da für eine Bewerbung Zeit?
Ja natürlich! Schließlich geht es um Geld und Ehre (lacht). Viele Buchhandlungen haben sich seit 2015 jedes Jahr beworben und konnten zum Teil schon mehrfach von den Preisgeldern profitieren - da dürfte es eine gewisse Routine im Bewerbungsverfahren geben.  

Gibt es Erleichterungen im Bewerbungsverfahren?
Wir erwarten reine Online-Bewerbungen über die Website des Deutschen Buchhandlungspreises, es muss kein Dossier mit vielen Ausdrucken und Kopien mehr eingereicht werden. Das dürfte den Aufwand reduzieren. Außerdem sind so die Nachweise für die digitalen Aktionen einfacher einzufügen.

Menschen, die Bücher verkaufen, haben einfach gute Ideen.

Im vergangenen Jahr hat die Corona-Pandemie viele kulturelle Angebote der Buchhandlungen unmöglich gemacht. Welche Kriterien wird die Jury an die Bewerbungen anlegen?
Das breit gefächerte Sortiment an Büchern auch kleinerer und unabhängiger Verlage und eine kontinuierliche kulturelle Arbeit am Ort der Buchhandlung sind ja nach wie vor relevant für eine Auszeichnung.

Gerade in diesem Krisenjahr zeigte sich, wie kreativ Buchhändlerinnen und Buchhändler sein können – das war entscheidend für das wirtschaftliche Überleben. Es interessiert mich auch persönlich sehr, aus den Bewerbungen zu erfahren, welche Kulturveranstaltungen unter Pandemie-Schutzmaßnahmen möglich waren oder welche besonderen Aktionen umgesetzt wurden. Ich hörte von einem Bonner Buchhändler, der auf dem Rennrad in die Eifel brauste, um ein Buch auszuliefern – mit solchen Aktionen wurden neue, ganz eigene und deshalb bleibende Erinnerungen bei den Kunden geschaffen. Das stärkt die Bindung.

Und nicht zu vergessen: die Solidargemeinschaft in der Corona-Krise bezog auch andere Einzelhändler mit ein, die Kooperation für Abholstationen beispielsweise. Das ist eine Basis für alles Künftige! Die Gemeinwesen werden davon profitieren. 

Anträge für Lockdown-Hilfen, Anmeldung von Kurzarbeit, Konzepte für Fördermittel von Neustart Kultur – Buchhändler haben viel auszufüllen. Warum sollten sie sich die Mühe auch für den Deutschen Buchhandlungspreis machen?
Die Dotierung entspricht den Vorjahren: hundertmal werden 7.000 Euro ausgelobt, fünfmal 15.000 Euro, dreimal 25.000 Euro, und es gibt noch zehn undotierte Gütesiegel. Aber es geht ja nicht nur um das Geld für 108 Preisträger – was übrigens einer breiten Förderung über die ganze Republik entspricht –, Gütesiegel und Urkunde sind eine gute, dauerhafte Werbung. Es zeigte sich auch beispielsweise, dass die lokale Presse eine Auszeichnung mit dem Buchhandlungspreis gern mit einem Bericht aufgreift. Und die Preisverleihung ist eine großartige und viel genutzte Möglichkeit, sich mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Hoffen wir, dass sie in diesem Jahr wieder stattfinden kann, im Idealfall mit allen 2020 und 2021 ausgezeichneten Buchhandlungen.

Wie setzt sich die Jury zusammen?
Wie im letzten Jahr sind Verlagsvertreterin Regina Vogel, Manuela Reichart (Autorin, Literaturkritikerin), die Verleger Jo Lendle (Hanser) und Manfred Metzner (Wunderhorn) sowie Reinhilde Rösch (Geschäftsführerin Börsenverein Baden-Württemberg) und Gabriele Schink (frühere Buchhändlerin und Regionaldirektorin im Börsenverein) dabei. Wir sind schon gespannt ­auf die Bewerbungen. Menschen, die Bücher verkaufen, haben einfach gute Ideen.

 

Über den Deutschen Buchhandlungspreis

Der Deutsche Buchhandlungspreis wird seit 2015 kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen verliehen, die ein anspruchsvolles und vielseitiges literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten, innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung für Kinder und Jugendliche engagieren.
Partner des von der Kulturstaatsministerin vergebenen Deutschen Buchhandlungspreises sind die Kurt-Wolff-Stiftung und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.