Neuer Erlass

Französische Supermärkte ohne Bücher

4. November 2020
Redaktion Börsenblatt

Nach der angeordneten Schließung von Buchhandlungen in Frankreich gab es wütende Proteste von Buchhändler*innen. Nun hat die Regierung auch den Verkauf von Büchern in Supermärkten und bei Fnac verboten.

Der Zorn der Buchhändler*innen hatte sich insbesondere auf den Medienhändler Fnac gerichtet: Dessen Läden durften in dem ausgerufenen zweiten Lockdown geöffnet bleiben, weil nach dem Erlass "Einzelhandelsgeschäfte, die Computer, Software und Informationsgeräte verkaufen", von der Schließung ausgenommen sind. Generell müssen bis 1. Dezember alle Einzelhändler mit nicht "relevanten" Produkten ihre Läden schließen – auch die Buchhandlungen. Die protestierten und befanden: unlauterer Wettbewerb. Sie mobilisierten und brachten Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Kulturministerin Roselyne Bachelot dazu, sich am vergangenen Freitagnachmittag in Bercy mit Vertretern der Verlage, der unabhängigen Buchhandlungen und der Fnac-Gruppe zu treffen.

Danach beschloss die französische Regierung, dass für mindestens 15 Tage weder Supermärkte noch Fnac Bücher verkaufen dürfen; die Regelung soll vollständig ab heute in Kraft treten. Das Verkaufsverbot soll in den Fnac-Läden auch die Abteilungen für Musik, Filme und Videospiele betreffen.

Alternativen zu Amazon

Nach Ansicht des Syndicat de la librairie française (SLF) stellt "die Schließung der Buchabteilungen aller physischen Läden zwar den Wettbewerb teilweise wieder her". Gegenüber Amazon jedoch bestehe der Nachteil des physischen Verkaufsverbots weiter, so dass die Buchabteilungsschließungen "nur einen Teil des Problems löst". Die Wiederherstellung eines wirklich fairen Wettbewerbs könne "nur durch die Wiedereröffnung von Buchhandlungen erreicht werden", so die Gewerkschaft der unabhängigen Buchhändler*innen. Frankreichs Verlegerverband, das Syndicat national de l'édition (SNE),hatte sich der Forderung angeschlossen. Kulturministerin Roselyne Bachelot und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatten sich persönlich für eine Wiedereröffnung ausgesprochen und sich in Bercy verpflichtet, mit dem SLF an Sicherheitskonzepten zu arbeiten, mit denen man in zwei Wochen eine Wiedereröffnung prüfen kann.

Dass von den Buchhandlungsschließungen und verstärkten Online-Bestellungen in erster Linie Amazon profitieren kann, davon gehen auch viele französische Medien aus. Der öffentlich-rechtliche Hörfunk France inter listete etwa "12 Alternativen zu Amazon" auf: Online-Adressen und Suchmaschinen wie librairiesindependantes.com, unter der sich ein Drittel der rund 3.000 unabhängigen Buchhandlungen in Frankreich zusammengeschlossen hat.

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