Inzwischen müssen es die tollkühnen Damen und Herren Sortimenter schon selbst richten – auch wenn die mit 25.000 Euro verbundene Auszeichnung als „Beste Buchhandlung“ für gehörig Rückenwind sorgt. Über den dicken Scheck freute sich heuer etwa Holger Schwab vom buchLaden 46 in Bonn – ein „kleiner kultureller Kosmos“, in dem Schwab 1979 als studentische Aushilfe begann, und der 2025 seinen 50. Geburtstag feiert. Es freute sich das Team um Sandra Kretzschmar von der Robert Philipp Buchhandlung im sächsischen Kamenz, das in Zeiten von Leserschwund und Kaufzurückhaltung einfach einen vom Verschwinden bedrohten weiteren Buchladen samt Belegschaft übernommen hat. Und es freute sich Katrin Rüger vom Münchner Buchpalast, deren flammende, ironisch gesprenkelte Dankesrede mindestens Oscar-reif war (deshalb auch unbedingt das Video ansehen …): „Mein Vater pflegte zu sagen, dass Buchhändlerin und Buchhändler erst heiraten können, wenn die Kinder mitverdienen. Danke, dass ihr uns zur Seite steht!“ Einen tollen Vorschlag hatte die Münchnerin auch gleich dabei: „Ich möchte uns alle ermutigen, jedes Jahr einem kleinen, unabhängigen Verlag, den wir noch nicht im Sortiment führen, Raum und Zeit zu schenken. Lasst uns nicht müde werden, den Ideenreichtum und die Kraft der Independents voranzubringen.“ Und außerdem gute digitale Erweiterungen zu nutzen, wie die Buchpicker-App, die Empfehlungen von unabhängigen Sortimenten bündelt.
Das alles und noch viel mehr, so zitierte Juror Geschke den Ton Steine Scherben-Frontmann Rio Reiser, ist unbedingt und in hohen Graden auszeichnungswürdig. An dieser Stelle hob Claudia Roth am Bühnenrand die Faust. Ein Zeichen?