Extra Jobs, extra Geld
Sollten und können Sortimenterinnen sich ihre Zeit und ihr Wissen bezahlen lassen? Martina Bergmann ist dafür.

Martina Bergmann
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Martina Bergmann
Die Sonne schien an jenem Samstag, als aus Richard David Precht ein Bestsellerautor wurde. Die Philosophie-Abteilung bestand aus anderthalb Brettern, auf denen ein Habermas und zwei Foucaults vor sich hin staubten. Weil noch etwas Platz war, hatte jemand Spruchbücher von Ton Schulten dort abgestellt. Am späten Vormittag schlenderten Kunden vom Wochenmarkt herüber. Osterglocken, Narzissen, hochgestellte Kragen in Pastell. Turnschuhe waren noch nicht stadtfein und der Bischof regte sich auf, weil statt für Ostern für das »Hasenfest« dekoriert war. Sie wollten das Buch des Philosophen Precht. Es sei im Fernsehen empfohlen worden. Mit meinem Freund machte ich Witze, wer neuerdings als Philosoph durchging. Erstaunlich!
Wir verkauften an jenem Samstag alle 27 Prechts, die sich im Haus befanden. Zwei bei mir und 25 vom Konfirmationstisch. Vom Algorithmus her die passende Warengruppe. Ich lernte eine Vokabel, die immer häufiger zum Einsatz kam und Richard David Precht wurde reich. Eine halbe Generation später ist der buchhändlerische Philosophiebegriff stark überdehnt. Die Regale heißen heute, sofern man sie zwischen Spielzeug findet: "Bewusst leben" oder "Ganzheitliche Welten". Philosophische Autor:innen sucht man meist vergebens.
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