Lockdown-Ende: Interview mit Peter Stephanus, LG Buch

"Es kann noch einen Oster-Effekt geben"

5. März 2021
Sabine Cronau

Buchhandlungen dürfen öffnen – was können Verlage jetzt tun, um sie zu unterstützen? Und werden sich die Umsatzhoffnungen erfüllen? Einschätzungen von Peter Stephanus, geschäftsführender Vorstand der LG Buch.

Mit einem Kunden pro 10 Quadratmetern Verkaufsfläche ist eine gewisse wirtschaftliche Perspektive gegeben.

Peter Stephanus, LG Buch

Bücher gehören zur Grundversorgung – war diese politische Erkenntnis überfällig?

Ja, das war sie auf jeden Fall. Wir sind froh, dass diese Einstufung nun bundesweit Gültigkeit hat. Es war nicht nachvollziehbar, warum es in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Sichtweisen darauf gegeben hat. Buchhandlungen sind Orte der Inspiration, mit enormer Bedeutung für die kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft. Es ist schön, dass das jetzt auch in der Politik in dieser Ausdrücklichkeit anerkannt wird.

Beruhigt es Sie, dass der Buchhandel, so wie sich die Beschlüsse des Corona-Kabinetts jetzt lesen, vor einem nächsten möglichen Lockdown geschützt ist? Oder sehen Sie (und Ihre Mitglieder) die Wiedereröffnung mit gemischten Gefühlen?

Zunächst einmal sind wir froh und dankbar, dass die Buchhandlungen ab dem kommenden Montag wieder öffnen dürfen. Mit einem Kunden pro 10 Quadratmetern Verkaufsfläche ist auch eine gewisse wirtschaftliche Perspektive gegeben. Die Hygienekonzepte aus dem vergangenen Jahr sind etabliert und werden ihren Beitrag dazu leisten, dass der Handel auch jetzt nicht als Infektionstreiber fungieren wird.

Wie beruhigend die Einstufung des Buchhandels sein kann, vermag ich nicht einzuschätzen. Zunächst liest es sich gut. Aber die Entwicklung des Infektionsgeschehens wird letztlich maßgeblich für eventuelle erneute Einschränkungen sein. Ob und wie der Buchhandel davon tatsächlich ausgenommen sein wird, bleibt abzuwarten.

Wie unterstützen Sie die Mitgliedsbuchhandlungen bei der Wiedereröffnung?

Unsere Mitgliedsbuchhandlungen bereiten sich schon jetzt alle sehr individuell auf die Wiedereröffnung ihrer Läden vor. Wir bündeln die wichtigsten Infos rund um die Wiedereröffnung sowie die Unterstützungsangebote der Verlage in themenorientierten Newslettern, die wir den Mitgliedern zur Verfügung stellen. Unsere Kundenmagazine und Kataloge sind jetzt wichtige und willkommene Impulsgeber, die den Kund*innen mitgegeben werden und dann zu Hause als Informations- und Inspirationsquelle dienen.

Verlage können den Buchhandel konkret unterstützen, indem sie ihm Marketingunterstützung auch in Form von Werbekostenzuschüssen für seine digitalen Auftritte zur Verfügung stellen.

Peter Stephanus, LG Buch

Führen Sie mit den Verlagen Gespräche über spezielle Aktionen zum Neustart nach dem Lockdown? Wie können Verlage den Buchhandel jetzt unterstützen?

Seit vergangenem Jahr sind die sozialen Kanäle und die Homepages der Buchhandlungen wichtiger denn je, um den Kontakt zu den Kund*innen aufrechtzuerhalten und den Büchern die Sichtbarkeit zu verleihen, die ihnen in den Läden derzeit fehlt. Hier können die Verlage den Buchhandel konkret unterstützen, indem sie ihm Marketingunterstützung auch in Form von Werbekostenzuschüssen für seine digitalen Auftritte zur Verfügung stellen.

Rechnen Sie mit Andrang und Umsatz – obwohl die anderen Läden weiterhin geschlossen bleiben oder höchstens Click & Meet anbieten können?

Wir rechnen mit Andrang und mit Umsatz. Der Februar hat schon angedeutet, dass die Kund*innen wieder verstärkt Bücher nachfragen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung ab dem kommenden Montag in den Läden widerspiegeln wird und dass es so durchaus noch zu einem Oster-Effekt kommt. Die Ausprägung wird unterschiedlich sein: Buchhandlungen, die sich in einem Umfeld befinden, das ebenfalls den täglichen Bedarf abdeckt, werden es leichter haben als Buchhandlungen, die von weiterhin geschlossenen Läden umgeben sind.

Sind Schnelltests ein Weg, um die Wiedereröffnung für die Kundschaft und das Team sicher zu gestalten? Können Sie Ihre Mitglieder in diesem Punkt unterstützen? Was raten Sie?

Es ist auf jeden Fall zu begrüßen, dass Schnelltests jetzt ein Teil der gesamten Bekämpfungsstrategie werden. Der regelmäßige Einsatz von Schnelltests im Bereich der Kitas und Schulen ist sehr sinnvoll. Was die Umsetzung im Handel angeht, bin ich allerdings sehr skeptisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mitarbeiter*innen im Handel ihre Kund*innen vor dem Betreten des Ladens testen werden. Bisher können wir hier keine Unterstützung anbieten, sondern warten die Entwicklung ab. Und wir raten unseren Mitgliedern, das ebenso zu tun.