Osiander und Ravensbuch zum Gleichbehandlungsurteil in Baden-Württemberg

Entsetzen und Unverständnis

25. März 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Geschäftsführer der Buchhandlung Osiander, Christian und Heinrich Riethmüller, und Martin Riethmüller, Geschäftsführung Buchhandlung Ravensbuch, wundern sich in einem Brief an "die Freunde von Büchern" auf der Facebook-Seite der Buchhandlungen über das Urteil zur Ungleichbehandlung von Buchhandlungen in Baden-Württemberg - und heben die Einzigartigkeit und die Bedeutung von Büchern in der Pandemie hervor. 

Der Brief im Wortlaut: 

"Mit Entsetzen und Unverständnis habe ich das Urteil des Verwaltungsgerichtes in Mannheim zur Kenntnis genommen. Es sieht eine Ungleichbehandlung von beispielsweise Buchhandlungen gegenüber anderen Bereichen des Einzelhandels.

Dieses Urteil wundert mich insofern, dass der Status erst kürzlich vergeben wurde und ich prinzipiell davon ausgehe, dass Verordnungen der Landesregierung Baden-Württemberg auf rechtlich sicheren Füßen stehen und zuvor geprüft werden. Zudem haben sich schon weitere Bundesländer zum Kulturgut Buch bekannt und halten Buchhandlungen weiter geöffnet.
Fakt und unbestritten ist jedoch: Das Buch ist kein Produkt wie jedes Andere. Bücher sind Kultur und schützenwertes Kulturgut. In Deutschland gibt es eine noch differenzierte Buchhandelslandschaft, die mit Veranstaltungen, wie keine vergleichbare Branche, zu lebendigen Innenstädten beiträgt. Dass unsere Branche etwas Einzigartiges ist und nicht mit Textilien oder Fernsehern zu vergleichen ist, das spiegeln die mehrfach bestätigen auch die Buchpreisbindung und der geringere Mehrwertsteuersatz wieder.

Wenn Schulen geschlossen sind, dann erfüllen wir eine wichtige Funktion für Kinder. Die einzigen Sortimente bei uns, die derzeit sogar einen kleinen Zuwachs zu verzeichnen haben, sind das Kinder- und Jugendbuch und die Lernmittelabteilung. Das zeigt eindeutig, dass der Bedarf vorhanden ist. Vor dem 08.03.2021 fand diese Entwicklung nicht statt.

Gerade wenn eingeschränkter Unterricht stattfindet,  ist es für Kinder und Familien wichtig sich auch zu hause zu bilden und nicht nur vor dem Handy zu sitzen. Bücher fördern nicht nur Sprache, Kreativität und  Intelligenz, sondern öffnen neue Blickwinkel.
Gerade in gesellschaftlich so aufgeheizten Zeiten liefern Bücher einen wichtigen Beitrag zur Debatte und Verständigung. Das machen weder eine Schraube noch eine Jeans. 

Die Durchführung eines Click & Meets ist im Buchhandel wirtschaftlich nicht abbildbar. Während in der Mode oder Elektronik oft für mehrere hundert Euro eingekauft werden, ist der Durchschnittsbon bei uns weit unter 20€. Das Konzept Click & Meet führt bei uns zu keiner Sicherung der Existenz, sondern verursacht deutlich stärkere höhere Kosten, die nicht im Verhältnis zum Ertrag stehen.

Durch die Aussicht auf langfristige Öffnung haben wir natürlich wieder neue Bücher eingekauft. Dies stellt uns vor erhebliche Engpässe der Liquidität.
Das Verbot von Click & Collect war bereits eine herber Rückschlag, den wir in BAden-Württemberg verkraften mussten und in 15 anderen Bundesländern anders gehandhabt wurde. Ich bitte Sie daher die Sonderstellung des Buches zu bestätigen und dieses Hin- und Her innerhalb weniger Wochen für unsere ohnehin schon sehr gebeutelte Branche zu beenden. Bestätigen Sie diesen Teil der Verordnung und lassen Sie das Buch der charmanteste Teil der Pandemiebekämpfung sein.

Wir vertrauen auf Ihre richtige und für unsere Existenz wichtige Entscheidung."

 

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