„Diskussionen an der Tür“
Corona-Lockdown und ständig ändern sich die Spielregeln für den Handel. Wir haben mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern aus NRW gesprochen, wie sie das Chaos erleben. Eine Umfrage.
Corona-Lockdown und ständig ändern sich die Spielregeln für den Handel. Wir haben mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern aus NRW gesprochen, wie sie das Chaos erleben. Eine Umfrage.
Regine Hagedorn, Buchladen Eulenspiegel, Bielefeld:
„Wir haben hier in Bielefeld wegen der niedrigen Inzidenz noch die vom Oberbürgermeister mit dem Land ausgehandelte Sonderregelung, dass alle Läden ohne „Click & Meet“ öffnen dürfen. Das wird sich aber wohl in der kommenden Woche ändern. Dann rechnen wir damit, dass auch wir wieder auf „Click & Collect“ zurückgehen müssen. Das bedeutet, dass wir alle Prozesse im Alltag in der Buchhandlung umstellen müssen. Das betrifft das Team genauso wie unsere Kunden, mit denen wir dann über E-Mail, die Homepage oder am Telefon kommunizieren müssen, um die neuen Regeln weiterzugeben. Das bedeutet viel Aufwand, aber wir sind schon froh, wenn wir weiterhin verkaufen dürfen.“
Karola Brockmann, Buchhandlung Brockmann, Brühl:
„Es ist interessant, wie flexibel man in den Zeiten von Corona wird. Anfangs war das alles sehr schwierig, inzwischen hat man so etwas schon im Kopf und bekommt die Umstellung entsprechend gut hin. Wir dürfen fünf Kunden in die Buchhandlung lassen, die anderen warten draußen. Wir reichen auch Ware nach draußen und liefern weiter aus. Wirklich schmerzhaft ist, dass wir wohl am Gründonnerstag und am Ostersamstag schließen müssen. Ob wir jetzt bei „Click & Meet“ die Menschen im Laden haben oder ob die Menschen bei „Click & Collect“ ihre Bücher vor dem Laden abholen können, ist für mich eher egal.“
Michael Kozinowski, Buchhandlung Klaus von Mackensen, Wuppertal:
„Im Moment rennen uns die Leute die Bude ein, weil sie nicht verstanden haben, dass auch bei uns jetzt „Click & Meet“ gilt. Wir haben über Nacht noch schnell ein passendes Formular entworfen, inklusive den Hinweisen zum Datenschutz. Es ist viel los und wir versuchen das zu kanalisieren. Bei der Begrenzung der Kunden gilt bei uns in Wuppertal noch die stadteigene Regelung von 20 Quadratmeter pro Kunde, alles andere würde keinen Sinn haben, weil wir dann mehr Mitarbeiter als Kunden im Laden hätten. Die Kunden sind trotzdem sehr freundlich und lassen ihren Frust nicht bei uns ab. Nächste Woche ist „Click & Collect“ wohl auch für uns wieder angesagt. Wir haben damit Erfahrung und werden das gut hinbekommen. Schade ist nur, dass wieder niemand das in den Regalen sehen kann, was wir für das Frühjahr eingekauft haben.“
Elisabeth Evertz, Buchhandlung Scheuermann, Duisburg:
„Wir machen einfach weiter und tun, was wir können. Es ist anstrengend, mit den Kunden an der Tür zu diskutieren, wer rein darf und wer nicht. Jetzt müssen wir binnen kürzester Zeit zweimal alles umstellen. Wir haben heute Morgen noch schnell die Formulare vorbereitet und uns mit der Kalendersoftware für die Terminvergabe auseinandergesetzt. Schwierig ist dabei, dass es kaum Informationen und Vorlagen zum Thema gibt. Die Kunden sind verwirrt, schon heute Morgen um 7 Uhr gab es per WhatsApp die ersten Nachfragen. Und am Montag geht es dann wieder zu „Click & Collect“. Da haben wir zwar schon Erfahrung, es ist aber schade, dass man Geld in die Hand genommen hat, um Ware einzukaufen und die bleibt jetzt vom Kunden ungesehen im Regal stehen. Insgesamt überwiegt aber das Frohsein, über das was wir dürfen, den Unmut über die aktuelle Situation.“
Ute Hentschel, Buchhandlung Hentschel, Burscheid:
„Den Buchhandlungen geht es im Vergleich zu anderen Branchen noch relativ gut. Aber wir sind so langsam mit den Kräften am Ende und die Kosten zum Beispiel durch den Mehraufwand in der Buchhaltung steigen. „Click & Meet“ hat bei uns gut funktioniert. Die Leute kommen rein, nehmen einen Korb und füllen einen Zettel aus. Dazu haben wir ein Erklärvideo auf Instagram mit der Maus-Melodie veröffentlicht. Allerdings dürfen wir nun statt acht nur noch drei Kunden in den Laden lassen. Eine offizielle Anordnung gab es bislang nicht, wir mussten uns die Informationen aus dem Fernsehen bzw. dem Internet zusammensuchen. Ab dem Montag müssen wir dann wohl wieder ganz schließen und der Laden wird wieder zu einer Abholstation.“