Digitaler Vorlesewettbewerb

Nur die Stimme zählt

22. Februar 2021
Redaktion Börsenblatt

Buchhändler Jonas Wenner aus Osnabrück hat einen digitalen Vorlesewettbewerb auf die Beine gestellt: Schüler*innen können einfach ihre Tondateien hochladen, Namen und Äußerlichkeiten spielen keine Rolle. 2.500 sind schon dabei.

Die Idee zu einem Lesewettbewerb hatte Jonas Wenner schon länger, und die seit knapp einem Jahr andauernden Kontaktbeschränkungen haben den Osnabrücker Buchhändler in seinem Vorhaben bestärkt: "Es ist jetzt die Zeit für digitale Formate." Seine Idee: Schüler lesen eine dreiminütige Textpassage aus einem selbst ausgewählten Buch und nehmen sie mit ihrem Smartphone oder einem PC mit Mikrophon auf: "Man sieht keine Bilder, erfährt keinen Namen, hört nur die Stimme des Vorlesenden." Den Text könne man beliebig oft üben – "was für mich heißt: Jemand hat sich intensiv mit einem Text beschäftigt."

Die schönsten Mädchen haben die meisten Punkte bekommen

Der Buchhändler will mit der Aktion möglichst viele für das Lesen gewinnen, "denn beim klassischen Vorlesewettbewerb in der sechsten Klasse können die einen sehr flüssig lesen, die anderen haben furchtbar Lampenfieber und für die, die nicht gut lesen können, ist es eher peinlich – und die hat man dann oft ganz verloren." Wenner möchte auch erreichen, dass sich die Zuhörer auf die Stimme konzentrieren und nicht auf Äußerlichkeiten: "Nicht nur bei uns war es so, dass in der ersten Runde die ganze Klasse abgestimmt hat – und die schönsten Mädchen haben die meisten Punkte bekommen."

Einfache Handhabung für Lehrer und Schüler

Wenner hat sich mit Lehrern darüber beraten, wie man möglichst viele Schüler*innen erreichen kann. Ende November hat er seinen digitalen Vorlesewettbewerb in sechs Altersstufen gestartet: 1. und 2. Klasse, 3. und 4. Klasse, 5. und 6. Klasse, 7. und 8. Klasse, 9. und 10. Klasse sowie 11. bis 13. Klasse. Deutschlehrer können bei ihm die Zahl der Schüler an, die mitmachen wollen, und bekommen dann per E-Mail entsprechend viele achtstellige Codes. Mit den Codes können sich die Schüler bei Wenner einloggen, ihre Tondatei hochladen – fertig. Jeder Teilnehmer darf auch mehrere Tondateien hochladen – "aber immer nur eine pro ISBN. Man kann also nicht aus demselben Buch mehrere Abschnitte vorlesen, sondern muss sich dann mit einem neuen Buch auseinandersetzen." Alle, die mitmachen (und nur die), können auch voten: gelesen – gut gelesen – sehr gut gelesen. Und es gibt auch ein Ratespiel, bei dem fünf Texte fünf Buchtiteln zugeordnet werden müssen – Textarbeit der anderen Art.

Jonas Wenners Rechnung geht auf: 2.500 Schüler*innen sind inzwischen dabei. "Und die haben wir schon einmal für Texte und für Bücher sensibilisieren können." Die erste digitale Runde läuft noch bis 5. April, dann wird ein Schnitt gemacht. Und die nächste Runde beginnt, entweder schon nach Ostern oder dann zum nächsten Schuljahr.