Er ist ein Meilenstein der Québecer Literatur: Der Roman „Gebrauchtes Glück“ von Gabrielle Roy. Mit seiner Veröffentlichung 1945 gab Roy erstmals einen Einblick in das von Armut geprägte Leben der französischsprachigen Arbeiterklasse von Montréal. Mit der jungen Florentine und ihrer tragischen Suche nach Glück und Liebe verleiht Gabrielle Roy den Frauen ihrer Zeit eine Stimme. Der preisgekrönte und verfilmte Roman erscheint in der deutschen Übersetzung von Anabelle Assaf und Sonja Finck beim Aufbau Verlag.
Zu den wichtigsten zeitgenössischen Autor*innen Québecs zählt Catherine Mavrikakis. Ihr bildmächtiger Roman „Der Himmel über Bay City“ handelt von der Auseinandersetzung der jungen Protagonistin Amy mit ihrer Familiengeschichte. Ihre jüdische Mutter und Tante haben als einzige Familienmitglieder den Zweiten Weltkrieg überlebt und sind in die USA ausgewandert. Die Vergangenheit holt Amy aber auf verstörende Weise wieder ein. Die Übersetzung von Patricia Klobusiczky und Sonja Finck erscheint im Secession Verlag für Literatur.
Die Schriftstellerin Kim Thúy wiederum gehört zu den Einwanderern Québecs, die ihre Perspektiven in eigenen Geschichten verarbeiten. Thúy floh mit zehn Jahren aus Vietnam und ist durch ihre ergreifenden Romane über Heimat und Fremde auch in Deutschland bekannt geworden. Ihr neuester Roman „Großer Bruder, kleine Schwester“ folgt dem Leben und der Identitätssuche zweier Waisenkinder, die bei der Operation Babylift 1975 aus Vietnam ins Ausland gebracht wurden. Er erscheint in der Übersetzung von Brigitte Große im Verlag Antje Kunstmann.
Zunehmend sind in der Buchlandschaft von Québec auch die Stimmen der indigenen Bevölkerung zu vernehmen. Viel Beachtung finden die Romane der jungen Innu-Autorin Naomi Fontaine, darunter „Die kleine Schule der großen Hoffnung“, der von ihrer eigenen Erfahrung als Lehrerin in ihrem Heimat-Reservat inspiriert ist. Das Buch, das in deutscher Übersetzung von Sonja Finck im Verlag C. Bertelsmann erscheint, gibt authentische Einblicke in das Alltagsleben und in die Sorgen und Träume der jungen indigenen Generation.
Und schließlich kommt auch die Wildnis als verhängnisvolle Kulisse ins Spiel. In „Die Vermissten aus Boundary Pond“ von Andrée A. Michaud verschwinden zwei junge Frauen in den tiefen Wäldern Québecs. Gekonnt verbindet die preisgekrönte Autorin Polizeiermittlung und psychologische Betrachtung und schafft einen literarischen Thriller in bester Twin Peaks-Manier. Dieser erscheint in der deutschen Übersetzung von Gerhard Meier beim btb Verlag.
Alle vorgestellten Romane sind unter den folgenden Links in VLB-TIX verzeichnet. Einen Überblick über weitere Romane sowie Kinder- und Jugendbücher, Poesie, Comics und Sachbücher aus Québec bietet die Seite der Vertretung der Regierung von Québec: quebec.ca/berlin