"Die Leute haben die Veranstaltungen vermisst!"
Lesungen als Live-Event? Ja, die gibt es wieder, gerne hybrid oder draußen. Was die Wagner'sche Universitätsbuchhandlung in Innsbruck plant, erläutert der Buchhändler Robert Renk.
Lesungen als Live-Event? Ja, die gibt es wieder, gerne hybrid oder draußen. Was die Wagner'sche Universitätsbuchhandlung in Innsbruck plant, erläutert der Buchhändler Robert Renk.
Die Wagner’sche Universitätsbuchhandlung Innsbruck gilt als älteste Buchhandlung Tirols, schon seit 1639 werden hier Bücher verkauft. 2020 wurde sie zur besten Buchhandlung Österreichs gewählt. Robert Renk leitet den Bereich Literatur und Unterhaltung und organisiert bis zu 40 Veranstaltungen im Jahr.
Am 22. Juli stellt Franzobel bei Ihnen sein Buch »Die Eroberung Amerikas« vor. Wie weit ist die Wagner’sche auf dem Weg zu einem »normalen« Veranstaltungsbetrieb, der an Vor-Corona-Zeiten anknüpft?
Anfang Juli sind viele Auflagen gefallen, und wir können bei Franzobel, der ursprünglich schon im April zu uns kommen sollte, aus den Vollen schöpfen: 160 Leute haben in der Buchhandlung Platz. Beim Umbau vor sechs Jahren haben wir eine Bühnensituation mit fest installierter Technik eingeplant. Noch im Juni war die Fläche unter den zu der Zeit geltenden Auflagen mit 50 Gästen voll besetzt. Schön ist, dass wir den Raum auch für ein kleines Publikum so herrichten können, dass es gut ausschaut. Zusätzlich haben wir die Veranstaltung im Livestream übertragen.
Werden Sie das digitale Format auch in Zukunft beibehalten?
Wir haben viel mit Streaming gearbeitet und haben mit dem Verein 8ung Kultur einen kompetenten Partner. Ein schöner Nebeneffekt waren die Kommentare von Teilnehmern aus Südtirol, Flensburg, Algerien ... Das Online-Angebot ist sicher gut fürs Renommee, aber der Kostenfaktor ist erheblich: 1 000 Euro muss man jeweils einrechnen. Gelernt haben wir auf jeden Fall, dass eine gestreamte Veranstaltung sehr pünktlich beginnen muss, weil die Leute vor dem PC sitzen und nicht warten möchten. In der Buchhandlung, wo sie sich unterhalten und sich umschauen können, lässt sich das lockerer handhaben.
Wie reagieren Ihre Kundinnen und Kunden darauf, dass es wieder losgeht?
Die Nachfrage ist wie früher, die Leute haben Veranstaltungen vermisst und sind sehr dankbar, dass wir wieder etwas bieten. Eine Kundin hat uns sogar Blumen geschenkt, weil sie sich so freut. Einige sind aber auch sehr vorsichtig und das Spontane fällt weg, weil man rechtzeitig den Corona-Test einplanen muss – die Jüngeren sind ja meist noch nicht geimpft. Anders als früher müssen die Tickets jetzt vorher abgeholt werden, damit alle nötigen Auflagen zur Kontaktverfolgung bereits vorab erledigt werden können. Am Abend selbst würde das zu viel Zeit verschlingen. Übrigens ist es auch für die Autor*innen wieder eine neue Erfahrung, unmittelbar vor Publikum aufzutreten: Im April konnte kurzfristig im Rahmen eines Lyrikfestivals Monika Rink vor kleinem Testpublikum lesen, beim ersten Applaus ist sie richtig erschrocken, weil sie diese direkte Reaktion nicht mehr gewohnt war.
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