"Der Laden soll intensiver zum Ort der Begegnung werden"

Was führte zu der Idee, Buchhandlung und Geschenkladen auf einer Fläche zusammenzuführen? "Zunächst einmal: die Not", antwortet Melanie Brauchler. Um die Miete für ihre Buchhandlung im Brandenburger Wandlitz besser stemmen zu können, habe sie schon länger die Idee gehabt, den angrenzenden Raum ebenfalls anzumieten, sobald er frei werde. Diese Möglichkeit hat sich nun ergeben. Das ursprüngliche Konzept war jedoch, den neuen Raum als Hofladen zu nutzen, in dem die lokalen Anbieter von Lebensmittelprodukten hätten Regale anmieten können, um dort ihre Produkte zum Verkauf anzubieten. Wegen fehlender Verkaufsmöglichkeiten in Wandlitz sei bei ihr schon oft nachgefragt worden, ob sie Produkte in Kommission nehmen könne. Das hat Brauchler zwar oft gemacht, jedoch: "Es bedeutet für mich, weniger Platz für Bücher zu haben." Vom Hofladen hätte sie sich erhofft, durch die Einnahmen der vermieteten Regale einen Teil der Raummiete finanzieren zu können. Aber: "Das funktioniert leider nicht. Ein Regalbrett hätte 80 Euro Miete gekostet." Was also wird aus der dazu gewonnenen Mietfläche? An dieser Stelle kommt Natur und Schönes ins Spiel.

Der Geschenkladen Natur und Schönes habe aktuell einen nicht so günstigen Standort, erzählt Brauchler. Wegen fehlender Laufkundschaft und Parkmöglichkeiten habe Inhaberin Kerstin Geiger bereits über einen Umzug oder eine Schließung des Geschäfts nachgedacht. Da Brauchler nun an Fläche gewonnen habe, habe sie mit Geiger die räumliche Zusammenlegung der beiden Geschäfte besprochen. "Natur und Schönes führt sehr schöne, hochwertige Produkte, die gut zu uns passen", erzählt Brauchler. Im neuen, angrenzenden Raum würden sie jedoch nicht gut zur Geltung kommen, weshalb der Plan sei, den Geschenkladen mit auf die aktuelle Fläche der Buchhandlung zu holen. In den benachbarten Raum würde dafür die gesamte Kinderbuchabteilung ziehen, die etwa die Hälfte des Sortiment der Buchhandlung ausmache.

Von der Ergänzung des Sortiments um die Produkte von Natur und Schön erhofft sich Brauchler auch, ein breiteres Publikum anzusprechen und bessere Einnahmen zu erzielen. Um sowohl die Bücher als auch die Geschenkartikel besser zur Geltung zu bringen, sollen sie gemeinsam ausgestellt werden. So könne ein Buch wie "Little Library Cookbook: 100 Rezepte aus den schönsten Romanen der Welt" viel besser präsentiert werden neben einer auf alt getrimmten Tasse. "Der Laden wird dann hauptsächlich aus Aktionstischen bestehen", so Brauchler.

Ein Ziel sei auch, mehr Sitzmöglichkeiten zu schaffen, vor allem mit dem Ziel: "Der Laden soll intensiver zum Ort der Begegnung werden." Brauchler will Raum schaffen für Verabredungen zum Kaffeetrinken, aber für den Aufenthalt von Schüler:innen, die oft in der Wartezeit auf den Bus zum Stöbern in die Buchhandlung kämen. Außerdem seien soziale Events wie Spieleabende, Handarbeitszirkel, Weinproben angedacht. "Wir wollen die Probleme der Leute auffangen und auch lösen", sagt die Buchhändlerin. So sei ein neunjähriger Junge aus dem Ort, der vor Kurzem an einer Schachmeisterschaft teilgenommen habe, immer auch auf der Suche nach Gegnern. Brauchler hofft, dass die neu gestaltete Ladenfläche in solchen Fällen zur Begegnung und zum Aufenthalt einladen werde.

Zwischen 23. Dezember und 19. Januar wird die Buchhandlungen für die Feiertage und die Umbauarbeiten geschlossen bleiben. Am 20. Januar soll dann die Neueröffnung stattfinden.

Auch den bevorstehenden Umzug der Kinderbuchabteilung in den angrenzenden Ladenraum nimmt Brauchler positiv wahr: Es werde einen Durchbruch in der Wand geben, jedoch in Form einer Tür. Dass sie diese dann schließen könne, sei ein großer Gewinn. Bei Veranstaltungen für Kinder, auf die sie als Erlebnis-Buchhandlung für die Kleinen spezialisiert sei, werde sie so in Zukunft mehr Ruhe haben. "Mit Farbe und Licht kann man für die Kinderbücher im neuen Raum viel zaubern", meint sie außerdem.

Das Feedback der Kund:innen zum geplanten Umbau falle gemischt aus. "Da die Kund:innen mich kennen und schätzen, haben sie Angst, dass vieles nicht mehr möglich ist, wenn wir zu zweit sind. Die Angst konnte ich ihnen aber schon nehmen", sagt Brauchler. Insgesamt überwiege die Freude, zumal viele ihrer Kund:innen auch das Geschäft Natur und Schön kennen und schätzen und daher froh seien, dass es nicht schließt. Insbesondere die Aussicht auf mehr Sitzmöglichkeiten komme positiv an. Die sollen so geschaffen werden, dass sie das unterschiedliche Publikum ansprechen, erzählt Brauchler: "Palettenbänke für die Jugendlichen, Sessel für die älteren Kund:innen, Bistrostühle für die kurz Verweilenden."

Krimiautor Alexander Oetker, der selbst aus der Gemeinde komme, habe während seiner Lesung in der Buchhandlung die anstehende Veränderung immer wieder thematisiert: vor allem die Alkohollizenz, über die Geschenkladen-Inhaberin Kerstin Geiger verfüge. Brauchler erzählt, am Ende des Abends sei das allgemeine Credo gewesen: "Es wird einen Durchbruch geben – und Sekt!"

Zum Miteinander trägt eine Veranstaltungsreihe bei, die sie jährlich im Sommer organisiert: Lesungen in den Gärten der Nachbarschaft. Jede:r könne Campingstühle oder Picknickdecken mitbringen, sodass die Gartenbesitzer nur das Tor öffnen müssten. Manche Nachbar:innen würden sich auf diesem Weg erst kennenlernen, erzählt Brauchler. "Und bei der dritten Lesung heißt es dann: Du bist ja auch wieder da ..." Die Gemeinschaft in Wandlitz zu stärken und zu fördern, ist ein Anliegen der Buchhändlerin. Und die Picknicklesungen kommen gut an, berichtet sie: "Für die nächsten zwei Jahre habe ich schon die Gärten."