Das adventliche Tun
Martina Bergmann mag die Wochen vor Weihnachten in ihrer Kleinstadt, auch wenn all die Bräuche und harmlosen Basteleien manchen naiv vorkommen. Die jahreszeittypischen Überschlagungen gehören dazu.
Martina Bergmann mag die Wochen vor Weihnachten in ihrer Kleinstadt, auch wenn all die Bräuche und harmlosen Basteleien manchen naiv vorkommen. Die jahreszeittypischen Überschlagungen gehören dazu.
Viele Menschen suchen nach Sinn. Ich suche Bücher, die durch den Umzug in Kisten lagern. Regelmäßig suche ich den Autoschlüssel, eine Handtasche und darin meine BahnCard. Aber wo sind denn nun die Bücher zu den Rauhnächten? Habe ich Pflaster für Verletzungen durch Geschenkpapier? Tesafilm und Ersatzrollen für das Kartenterminal? »Wer hämmert da im Hintergrund?«, fragt die Redakteurin, als wir über eine Weihnachtskolumne telefonieren.
Es sind Menschen, die Bilderhaken eindübeln, denn wir hatten abgemacht, dass sie Kunstwerke aufhängen. Kein Problem, solange ich nur selbst nichts machen muss. Ich suche doch die Bücher, wo man für die Seele mit dem Fahrrad fährt. Und die Jakobswege auf alten Bahntrassen. Und die Anleitung fürs glutenfreie Fachwerk-, nein: Lebkuchenhaus. Außerdem hatte ich zugesagt, am zweiten Advent eine westfälische Weihnachtsgeschichte vorzulesen, die ich zwar im Kopf schon erfunden, aber noch nicht aufgeschrieben habe.
Die Menschen in meiner Straße und ich, wir haben gute Laune. Wir haben auch wirklich viel zu tun. Ob das in Kategorien wie Effizienz und Relevanz und Weltbedeutung erheblich ist? Ich bezweifle, dass irgendwas von dem adventlichen Tun für irgendwen außer uns selbst sinnvoll ist. Aber wir stehen morgens auf und gehen an die Arbeit. Es nennt sich, wenn Stunden vorüber sind, ein Tagwerk. Und morgen von vorn. Nach dem Advent kommt Weihnachten, dann eben die Rauhnächte, und dann fehlen mir Diätbücher.
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