Bilanzpressekonferenz

Corona-Jahr trifft auch Thalia Mayersche

13. Oktober 2020
Christina Schulte

Auch für Thalia Mayersche ist das Corona-Jahr hart. Deutschlands größter Buchhändler konnte zwar seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr (1. Oktober 2019 bis 30. September 2020) um sechs Prozent steigern, das Ergebnis aber werde gegenüber den Planungen um einen zweistelligen Millionenbetrag niedriger ausfallen, sagte Thalia-Mayersche-CEO Michael Busch bei einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Wie Busch ausführte, habe Thalia in Deutschland und Österreich ein Umsatzplus von sechs Prozent erzielt und über alle Kanäle hinweg Einnahmen von mehr als einer Milliarde Euro verzeichnet. Rechne man den Sondereffekt durch die Integration der Mayerschen heraus, habe das Wachstum zwei Prozent betragen. Und hier weitere Zahlen, die Michael Busch präsentiert hat:

  • Das stationäre Geschäft hat zehn Prozent Umsatz verloren.
  • Der E-Commerce erlöste 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei ist jeder vierte Kunde ein Neukunde bei thalia.de.
  • Das E-Reading mit E-Books und Audio-Books steigerte sich um 24 Prozent.
  • Die Tolino-Allianz hat bei der Hardware einen Marktanteil von 34 Prozent.
  • Der Marktanteil der E-Books liege bei mehr als 40 Prozent.
  • Seinen Marktanteil im deutschen Buchmarkt beziffert Thalia auf rund 20 Prozent, was einem leichten Ausbau entspreche.
  • In Deutschland sind 16 neue Filialen eröffnet wurden.
  • In Österreich sind drei neue Buchhandlungen hinzugekommen.
  • In Summe betreibt Thalia 350 Buchhandlungen in Deutschland und Österreich sowie 30 in der Schweiz.

Das Omnichannel-Konzept von Thalia bezeichnete Busch als „tragfähig“, es hätte sich in der Krise, vor allem aber während des Lockdowns, sehr bewährt. Die Kunden nähmen die verschiedenen Kanäle stärker wahr als noch im Vorjahr. Gleichwohl sei das Wachstum im Online-Bereich nicht mit einem stationären Wachstum zu vergleichen. Aus drei Gründen, so Busch:

  • Die Versandkosten müssen von Thalia getragen werden.
  • Das Performance-Marketing, das für eine gute Auffindbarkeit der Angebote sorge, muss bezahlt werden.
  • Der Bezug über den Großhandel nimmt zu und die Margen damit ab.

Das führe dazu, dass Thalia trotz Umsatzsteigerung weit hinter seinen Ergebnisplanungen zurückbleiben werde – um einen zweistelligen Millionenbetrag. Dennoch habe man investiert, wenngleich die notwendigen Investitionen nur durch Kostenreduzierungen zu stemmen seien. Wie berichtet, sind beispielsweise die Mitarbeiter aufgefordert worden, zwei unbezahlte Überstunden pro Woche zu machen. Wie viele Mitarbeiter dies tun, sagte Busch nicht. Nur soviel: "Das war ein Solidaritätsaufruf und Solidarität kann man nicht erzwingen." 

Die Frage, ob Thalia angesichts der schwierigen Ertragslage auch künftig ohne Bankverbindlichkeiten sei, bejahte Busch per Stand 30. September. Man sei das dritte Jahr in Folge schuldenfrei. Ob das auch so bleibe, hänge vor allem vom Weihnachtsgeschäft ab. 

Schwierige Prognose

Zu prognostizieren, wie die heiße Phase des Jahres aussehen werde, sei schwer. Hartmut Falter, geschäftsführender Gesellschafter von Thalia Mayersche, appellierte an die Politik, die Adventssonntage freizugeben und die Läden öffnen zu dürfen. „Das entzerrt nicht nur die Kundenfrequenz, sondern ermöglicht auch eine Korrektur der Umsatzverluste.“ Bei Thalia setze man im Weihnachtsgeschäft auf die Thalia-App mit der neuen Funktion „Scan & Go“ - registrierte Kunden könnten kontaktlos zahlen und müssten sich nicht anstellen. „Fast lanes“ für Kunden, die im Netz bestellt haben und ihre Produkte im Laden abholen wollen, seien ebenfalls geplant.

Falter ließ auch die Integration der Mayerschen in die Thalia-Gruppe Revue passieren. Diese sei nun erfolgreich abgeschlossen worden, der Prozess habe durch die Pandemie nochmals Fahrt aufgenommen. Stolz ist Falter darauf, dass bisher integrationsbedingt keine Mayersche-Filiale geschlossen wurde und es keine Pläne gebe, dies zu tun. „Beide Unternehmen bewahren ihre Eigenheiten und ergänzen ihre Kompetenzen“, so Falter.

 

Neues Store-Konzept

Dem neuen Geschäftsjahr sehen die Geschäftsführer realistisch optimistisch entgegen. "Covid 19 wird uns weiterhin begleiten, darauf stellen wir uns ein", sagt Michael Busch. Man gehe von einer Umsatzsteigerung aus und werde unter anderem Buchhandlungen neu gestalten. Man habe unterschiedliche Buchhandlungstypen getestet und zu einem neuen Store-Konzept zusammengeführt. Kräftige Farben in Verbindung mit einem angedeuteten Bibliothekscharakter sollen zum längeren Verweilen einladen. Erste Eröffnungen im neuen Look seien ab dem Spätherbst in Kempten und Singen geplant.

Shopdaheim unterstützt Händler in der Pandemie

Busch zog eine erste Bilanz, wie sich die mitten im Shutdown von Thalia Mayersche und Osiander gestartete Online-Plattform Shopdaheim entwickelt hat. Aktuell seien dort rund 17.000 Händler aus 80 Branchen vertreten. Die Plattform habe es innerhalb kürzester Zeit geschafft, eine hohe Reichweite zu erlangen - nicht zuletzt dank Unterstützung großer Medienhäuser wie der Funke Mediengruppe, Burda oder Springer. Thalia Mayersche habe in den Aufbau des Angebots rund 200.000 Euro allein investiert und sie innerhalb von noch nicht einmal zwei Wochen an den Start gebracht.