Umsatz-Erhebung des Statistischen Bundesamts

Buchläden in Innenstädten deutlich unter Vor-Corona-Niveau

10. November 2022
Redaktion Börsenblatt

Corona-Pandemie, Lieferengpässe, Inflation: Die Einzelhändler in den deutschen Innenstädten mussten dadurch in den ersten drei Quartalen deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen – insbesondere auch die stationären Buchhändler. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) ermittelt.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) sank etwa der Umsatz des stationären Einzelhandels mit Bekleidung in den Monaten Januar bis September 2022 gegenüber demselben Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 real um 11,0 Prozent. Auch in anderen typischerweise in Innenstädten vertretenen Ladengeschäften zeigt sich danach eine ähnliche Entwicklung:

  • So ging der Umsatz im Einzelhandel mit Büchern im Betrachtungszeitraum preisbereinigt um 21,0 Prozent zurück,
  • der Umsatz im Einzelhandel mit Spielwaren sank um 17,5 Prozent.
  • Etwas geringer fielen die Umsatzrückgänge im Handel mit Unterhaltungselektronik (minus 7,4 Prozent) und Schuhen (minus 4,9 Prozent) aus.
  • Die Ausnahme: Der Einzelhandel mit Schmuck und Uhren konnte seine Umsätze real um 17,8 Prozent steigern. 

Die Umsatzeinbußen der für die Innenstädte typischen Läden dämpfen die Entwicklung des stationären Einzelhandels insgesamt. Die Einzelhandelsunternehmen mit Verkaufsräumen setzten in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 gegenüber denen des Jahres 2019 preisbereinigt 3,0 Prozent mehr um.

Boom des Onlinehandels

​​Eine große Konkurrenz für den stationären Einzelhandel stellt der Onlinehandel dar, so Destatis weiter – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Im Vergleich zu den leichten Umsatzsteigerungen des stationären Einzelhandels (plus 3,0 Prozent) falle das Umsatzplus im Online- und Versandhandel von Januar bis September 2022 gegenüber demselben Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 mit real 31,2 Prozent deutlich größer aus. 

Auch im Zehn-Jahres-Vergleich zeige sich der anhaltende Boom des Onlinehandels: Zwar erhöhte der stationäre Einzelhandel seine Umsätze in den Jahren von 2011 bis 2021 preisbereinigt um 10,3 Prozent, blieb mit diesem Zuwachs aber deutlich unter dem der Onlinekonkurrenz. Diese konnte ihre Umsätze im selben Zeitraum mehr als verdreifachen und verzeichnete ein reales Umsatzplus von 221,7 Prozent.

Weniger Passanten als vor Corona

Als Indikator für den Besuch der Einzelhandelsgeschäfte vor Ort kann die Passantenfrequenz in den Innenstädten hierzulande dienen. Diese sei nach verschiedenen pandemiebedingten Einbrüchen in den Jahren 2020 und 2021 in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Das zeige eine experimentelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes von Daten des Unternehmens hystreet.com.

So waren im Oktober 2022 zwar durchschnittlich 12,2 Prozent mehr Passanten auf den Einkaufsstraßen der fünf größten deutschen Städte unterwegs als im Vorjahresmonat. Das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 wurde jedoch nicht erreicht: Im vergangenen Monat lagen die Passantenzahlen um 6,6 Prozent unter dem Wert von Oktober 2019. 

Anzahl der Ladengeschäfte sink

Ein verändertes Kaufverhalten und steigende Betriebskosten können Gründe dafür sein, so Destatis, dass in Deutschland immer weniger Ladengeschäfte unterhalten werden. Während die Unternehmen des stationären Einzelhandels im Vor-Corona-Jahr 2019 noch rund 403.000 Ladengeschäfte führten, waren es 2020 knapp 385.600 – ein Rückgang von 4,3 Prozent.

Dass diese Abnahme nicht allein auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruht, zeige sich beim Blick auf die langfristige Entwicklung:

  • Innerhalb von zehn Jahren sank die Zahl der Ladengeschäfte um 10,2 Prozent. Im Jahr 2010 hattes es bundesweit noch rund 429.500 solcher Geschäfte gegeben. 

Methodischer Hinweis:

Die experimentellen Auswertungen der Passantenfrequenzen geschehen auf Grundlage von Daten je einer Messstelle in den fünf größten deutschen Städten (Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Köln). Hierfür zählt das Unternehmen hystreet.com automatisiert mittels Laserscannern in Innenstädten und auf Einkaufsstraßen Passanten. Die Daten werden von Destatis zunächst auf die üblichen Einkaufszeiten von 10 bis 20 Uhr von Montag bis Samstag eingegrenzt. Anschließend werden die Passantendaten anhand der Einwohnerzahlen der jeweiligen Städte gewichtet und ein städteübergreifender Index berechnet, wobei die durchschnittliche monatliche Passantenfrequenz aus dem Jahr 2019 dem Wert 100 entspricht. Kommt es in einem Monat in einer Stadt zu einem Ausfall des Sensors, so wird dieser Standort im gegebenen Monat aus dem Index ausgeschlossen. Der Index ist nicht kalender- und saisonbereinigt. 

Die Zuordnung eines Einzelhändlers zum stationären Handel oder zum Onlinehandel erfolgt über den wirtschaftlichen Schwerpunkt. Je nachdem, wo die Haupttätigkeit des Händlers liegt, wird er zum stationären Handel oder zum Onlinehandel gezählt. Dies schließe nicht aus, dass ein stationärer Händler in geringerem Umfang auch Onlinehandel betreiben könne und umgekehrt.