Seit Ende 2019 gibt es einen neuen Eigentümer des Gebäudes in der Oranienstraße 25 in Berlin-Kreuzberg. Zu den Mietparteien der Traditionsbuchladen Kisch & Co, die neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (nGbK), das Werkbundarchiv - Museum der Dinge, das Architekturbüro kleyer.koblitz und das Yogastudio Jivamukti. Das Gebäude sei Treffpunkt, Bildungsstätte und kultureller Ort, heißt es in einer Mitteilung von Kisch & Co zum Vorgang.
Im Herbst 2019 sei die Immobilie, die zuvor im Besitz der Berggruen Holding war, von einem anonymen Luxemburger Immobilienfonds gekauft worden, der offenbar eine flächendeckende Entmietung des gesamten Objektes anstrebe.
Der neue Eigentümer habe vom ersten Tag an keinen Zweifel an seinen rein ökonomisch orientierten Verwertungsinteressen an der Immobilie aufkommen lassen. So sei dem Buchladen Kisch & Co, trotz seiner frühzeitigen Bemühungen, kein ernsthaftes, zu verhandelndes Angebot für eine langfristige Vertragsverlängerung des Mietverhältnisses in Aussicht gestellt worden.
Inzwischen müsse Kisch & Co mit einer Räumungsklage rechnen. Der Mietvertrag sei am 31. Mai 2020 ausgelaufen. "Dass dies nicht nur die Existenz der Mitarbeiter*innen und Besitzer*innen zerstört, die diesen Laden seit mehr als 20 Jahren betreiben, sondern auch über die Nachbarschaft hinaus großes Unverständnis und Widerstand ausgelöst hat, belegt die immense Anteilnahme der Lokalpolitik, Anwohner*innen und lokalen Gewerbetreibenden", so die Mitteilung weiter.
Dem Architekturbüro kleyer.koblitz sei eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit einer Mieterhöhung angeboten worden. Das drohe nun allen Mietparteien im Laufe der nächsten ein bis fünf Jahre. Für die Mieter*innen würde dies eine Verdrei- bis Vervierfachung der aktuellen, über die letzten Jahre sowieso schon erheblich erhöhten Mieten bedeuten. Zu befürchten sei, dass sie in naher Zukunft ihre Arbeits-, Museums- und Ausstellungsräume verlieren. Die im Raum stehenden Quadratmeterpreise würden dem Standort, dem baulichen Zustand der Gewerbeimmobilie 25 und den Mietparteien in keiner Weise gerecht.
Daher vermuten die Mieter*innen, dass die neue Eigentümerschaft das Umfeld ihres Neuerwerbs entweder schlichtweg nicht kenne oder mit der Forderung von Wuchermieten absichtlich eine Entmietung des Objekts und damit eine Zerstörung der gewachsenen Strukturen in diesem Bereich der Oranienstraße herbeiführen möchte.